Deutsche Bank

Alexander Wynaendts soll Paul Achleitner nachfolgen

Mit dem Niederländer Alexander Wynaendts hat die Deutsche Bank einen Manager als Nachfolger für Aufsichtsratschef Paul Achleitner positioniert, für den ESG kein Fremdwort ist.

Alexander Wynaendts soll Paul Achleitner nachfolgen

Von Bernd Neubacher, Frankfurt

Die Deutsche Bank hat die Hängepartie um die Nachfolge von Aufsichtsratschef Paul Achleitner beendet und überraschend Alexander Wynaendts nominiert. Dem Ex-Chef des niederländischen Versicherers Aegon, der auf der Hauptversammlung am 19. Mai in den Aufsichtsrat und danach zu dessen Vorsitzenden gewählt werden soll, geht zwar Erfahrung an der Spitze einer Bank ab. Dennoch dürfte der 61-Jährige die Voraussetzungen für den Aufsichtsratsvorsitz erfüllen: Bevor er 1997 bei Aegon anheuerte und die Gesellschaft in den Jahren von 2008 bis 2020 führte, war er 13 Jahre lange im Private Banking und Investment Banking von ABN Amro in Amsterdam und London tätig gewesen. Wynaendts habe die Bilanz von Aegon saniert und sichergestellt, dass sie ihre starke Kapitalposition beibehalten habe, hält ihm die Deutsche Bank in einer Mitteilung zugute. Auf dieser Basis habe er die Strategie neu ausgerichtet und Aegon in eine „kundenzentrierte, werteorientierte und profitable“ Organisation umgewandelt. Als Chef des in der Finanzkrise staatlich gestützten Lebensversicherers dürfte Wynaendts vor allem Bekanntschaft mit öffentlichen Erwartungen gemacht haben, die seit jeher auch an die Deutsche Bank gestellt werden. Auch der von der Deutschen Bank forcierte Mega-Trend ESG ist für ihn kein Fremdwort, hatte die von ihm geleitete Aegon doch schon 2012 zu den Erstunterzeichnern der Principles of Sustainable Insurance (PSI) gezählt. Technologe- und Cloud-Expertise dürfte der Elektroingenieur und Ökonom, von dem es in der Deutschen Bank heißt, er spreche sechs Sprachen, dank Mandaten im Verwaltungsrat von Uber sowie im Beirat von Salesforce für Europa, den Nahen Osten und Afrika mitbringen. Momentan sitzt er auch im Citigroup-Board, aus dem er ausscheiden wird.

Strategisch dürfte sich Wynaendts mit Vorstandschef Sewing einig sein in dem Bestreben, die Deutsche Bank als europäische Marktführerin zu positionieren. Kunden benötigten eine Alternative zu US-Banken, zumal in Zeiten einer zunehmenden politischen Polarisierung, wird in der Bank argumentiert. Neu ist dieser Anspruch indes keineswegs. Schon vor gut zehn Jahren hatte Ex-Vorstand Stephan Leithner Europa in seiner Komplexität als „einmalige Chance“ für die Bank nach der Schuldenkrise bezeichnet.

Ferner schlägt der Aufsichtsrat den Aktionären vor, Aufsichtsratsmitglied Norbert Winkeljohann zum weiteren stellvertretenden Aufsichtsratschef neben Arbeitnehmervertreter Detlef Polaschek zu benennen. Damit könnte die Bank eine Situation wie bei der Commerzbank im Frühjahr verhindern, wo nach dem vorzeitigen Abschied von Aufsichtsratschef Hans-Jörg Vetter kommissarisch Konzernbetriebsratschef Uwe Tschäge dem Kontrollgremium vorsaß.

Des Weiteren soll Olivier Vigneron, Chief Risk Officer von Natixis, Anfang März als Generalbevollmächtigter in die Bank eintreten und Anfang Juni 2022 Risikovorstand Stuart Lewis ablösen, der wie angekündigt die Bank verlässt. Nach Stationen bei Goldman Sachs, Deutscher Bank, Unicredit und BNP Paribas war Vigneron ab 2015 bei J.P. Morgan Chief Risk Officer unter anderem für Europa und als Firmwide Risk Executive zudem für die Steuerung von Marktrisiken der Bank weltweit zuständig.

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