Banken

Alison Rose verliert ihr Amt als Natwest-CEO

Alison Rose hat ihr Amt als CEO von Natwest wegen einer Indiskretion verloren. Sie war die Quelle einer BBC-Geschichte, derzufolge "Mr. Brexit" Nigel Farage sein Konto bei der Tochter Coutts verlor, weil er nicht über die nötigen Mittel verfügte.

Alison Rose verliert ihr Amt als Natwest-CEO

Alison Rose verliert ihr Amt
als Natwest-CEO

Von Andreas Hippin, London

Alison Rose (53) ist eine Indiskretion zum Verhängnis geworden. Wie die schottische Großbank Natwest (zuvor Royal Bank of Scotland) mitteilt, legt sie ihr Amt als CEO mit unmittelbarer Wirkung nieder. Darauf habe man sich „in gegenseitigem Einverständnis“ geeinigt. Paul Thwaite, bislang Chef des Bereichs Commercial & Institutional, übernimmt für die kommenden zwölf Monate die Führung der Bank. „Es ist ein trauriger Moment“, sagte Chairman Howard Davies. „Sie hat ihr gesamtes bisheriges Arbeitsleben Natwest gewidmet und hinterlässt viele Kollegen, die sie respektieren und bewundern.“ Die Mutter zweier Kinder arbeitete mehr als 30 Jahre für die Bank und hatte dort bereits zahlreiche Führungspositionen inne.

Nigel Farage sorgt für Ärger

Rose hatte zugegeben, die Quelle für eine BBC-Geschichte gewesen zu sein, derzufolge Nigel Farage sein Konto bei der Privatbanksparte Coutts verlor, weil der ehemalige Führer der UK Independence Party nicht über die nötigen Mittel verfügte, um seine Bankgeschäfte beim gleichen Institut tätigen zu können wie die britische Königsfamilie. Zuvor war nur darüber spekuliert worden, weil Rose und der Wirtschaftsjournalist Simon Jack am Abend vor Veröffentlichung der Story beim BBC Correspondents‘ Charity Dinner nebeneinander gesessen und sich offenbar gut unterhalten hatten. Das brachte ihre Position bereits unter Druck (vgl. BZ vom 21. Juli). Der auch als „Mr. Brexit“ bekannte Vorkämpfer für den EU-Austritt Großbritanniens hatte behauptet, sein Konto sei aus politischen Gründen geschlossen worden. „Ich verstehe, dass mir in meinen Gesprächen mit Simon Jack von der BBC ein Fehlurteil unterlaufen ist, als ich das Verhältnis von Herrn Farage und der Bank mit ihm besprach“, heißt es in einem Statement von Rose. Es sei falsch gewesen, auf Fragen zu diesem Fall einzugehen. Die BBC-Geschichte erwies sich am Ende als Fake News. Denn Farage wurde ein 40-seitiges Dokument des „Wealth Reputational Risk Committee“ von Coutts zugespielt, das zeigt, dass sein Konto tatsächlich aus politischen Gründen gekündigt worden war. Die Bank habe sich nie daran gestört, dass er die auf der Website genannten Mindestanforderungen nicht erfüllt habe, behauptete Farage. Unter konservativen Politikern in Westminster sorgte der Vorgang für Aufregung.

Regierung begrüßt Rücktritt

Am Dienstagabend sprach der Board Rose zunächst noch sein vollstes Vertrauen aus. Es sei „klar im Interesse aller Aktionäre und Kunden der Bank, dass sie im Amt bleibt“, hieß es in einer Pressemitteilung. Doch plädierten offenbar 10 Downing Street und das Schatzamt dafür, die Reißleine zu ziehen. Am Mittwochmorgen kam die Pflichtveröffentlichung, in der ihr Rücktritt mitgeteilt wurde. Seit der vom Steuerzahler finanzierten Rettung der Royal Bank of Scotland in der Finanzkrise, ist die öffentliche Hand an dem Institut beteiligt. Mittlerweile gelang es, den Anteil bis auf 39% abzuschmelzen. Es sei richtig, dass Rose ihr Amt niedergelegt habe, äußerte sich City-Minister Andrew Griffith auf Twitter. „Das wäre nie passiert, hätte die Bank nicht entschieden, das Konto von jemandem wegen seiner politischen Ansichten zu schließen, die sich im Rahmen der Gesetze bewegten“, schrieb Griffith. Das sei inakzeptabel. „Ich hoffe, dass die gesamte Finanzbranche daraus lernt“, fuhr er fort. „Ihre Rolle besteht darin, den Kunden gut und fair zu dienen, nicht darin, ihnen vorzuschreiben, wie und was sie denken sollen.“

Farage nutzte die öffentliche Aufmerksamkeit für seinen Fall, um den Rücktritt des gesamten Boards zu fordern. Chairman Davies müsse auf jeden Fall gehen, sagte er. Der ehemalige McKinsey-Berater hatte schon viele Ämter inne, unter anderem legte er als erster Chairman der Financial Services Authority die Grundlagen für die „Light Touch“-Regulierung, deren Schwächen sich während der Finanzkrise zeigten.

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