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Alitalia-Chef Cassano tritt schon wieder ab

tkb - Knapp neun Monate ist er im Amt geblieben. Am 18. September hat Alitalia-Chef Silvano Cassano seinen Rücktritt erklärt. Die Gesellschaft hat die Demission des einstigen Benetton-Chefs bestätigt. Die Ursachen für den Rücktritt sind nicht ganz...

Alitalia-Chef Cassano tritt schon wieder ab

tkb – Knapp neun Monate ist er im Amt geblieben. Am 18. September hat Alitalia-Chef Silvano Cassano seinen Rücktritt erklärt. Die Gesellschaft hat die Demission des einstigen Benetton-Chefs bestätigt. Die Ursachen für den Rücktritt sind nicht ganz klar. Cassano nennt persönliche Gründe. In unternehmensnahen Kreisen wird gemunkelt, dass Uneinigkeiten mit den Großaktionären, der arabischen Etihad aus Abu Dhabi (49 % der Anteile an der Airline), ausschlaggebend für den überraschenden Rücktritt waren. Tatsache ist, dass sich das Alitalia-Geschäft in den ersten neun Monaten dieses Jahres nicht so entwickelt hat wie im Geschäftsplan vorgesehen. Danach sollte Italiens einstige staatliche Fluggesellschaft, die seit über zehn Jahren rote Zahlen schreibt, erst 2018 in die Gewinnzone geraten. Auf dem Etihad-TicketDer 58-jährige Topmanager aus Argenta in Mittelitalien wurde von den Arabern als CEO vorgeschlagen. Manch ein italienischer Großaktionär, wie etwa die Benetton-Familie, enthielt sich damals der Stimme. Denn Cassano, der seine Karriere bei American Express begann und sie bei Hertz fortsetzte, war auch im Finanzmanagement von Fiat (Fiat Auto Financial & Consumer Services) und später als CEO von Benetton tätig. Angeblich waren die Benettons damals mit seiner Geschäftsführung nicht zufrieden. Nach drei Jahren wechselte Cassano und stand seit 2006 der halbstaatlichen Schifffahrtsgesellschaft Grandi Navi Veloci vor. 2010 gründete er ein eigenes Beratungsunternehmen. Er hat etwa die Verhandlungen von Etihad und Alitalia geführt. Ende 2014 avancierte Etihad zum größten Aktionär. Benetton an BordNeben der vor der Privatisierung stehenden Poste Italiane und den Großbanken Unicredit und Intesa Sanpaolo zählen auch die Benettons zu den wichtigsten Aktionären der Fluggesellschaft. Über die Betreibergesellschaft Atlantia kontrollieren die Benettons nicht nur eine wichtige Beteiligung an Aeroporti di Roma, sondern auch 7,4 % an Alitalia. Gerade die wochenlangen Unruhen am Flughafen – zuerst ein Brand, dann die Bauarbeiten und schließlich Streiks – wirkten sich negativ aufs Geschäft aus. Auch hat Cassano kürzlich sieben Alitalia-Beschäftigte wegen Krankfeiern gefeuert. Das bedeutet für die einstige staatliche Fluggesellschaft eine Revolution. Gewerkschaften drohen mit Streiks. Montezemolo soll ranInzwischen soll Alitalia-Präsident Luca di Montezemolo vorübergehend die Geschäftsführung übernehmen. Montezemolo, der nicht nur dem Rennwagenbauer Ferrari zu Rekordergebnissen verhalf, sondern als jahrelanger Präsident des Unternehmerverbandes Confindustria durch sein diplomatisches Geschick hervortrat, ist sicher die beste Wahl, um den neuerlichen Sturm bei Alitalia zu bremsen. Der 68-jährige Topmanager hat beste Beziehungen zu Abu Dhabi. Und er vertritt unter anderem den arabischen Staatsfonds Aabar im Verwaltungsrat von Unicredit und steht Etihad-Chef James Hogan nahe. Der angebliche uneheliche Sohn des charismatischen Fiat-Präsidenten Giovanni Agnelli, selbst jahrelang Präsident des Turiner Konzerns, hat auch die besten Beziehungen zum Gotha der italienischen Finanz- und Unternehmenswelt. Dies kann ihm jetzt helfen.