Personeller Coup

Allianz-CFO Giulio Terzariol steht vor Wechsel zu Generali

Der Allianz-CFO Giulio Terzariol steht offenbar vor dem Wechsel zum Konkurrenten Generali. Eine offizielle Bestätigung liegt zwar nicht vor. Gut informierte Kreise rechnen jedoch mit einer schnellen Bestätigung.

Allianz-CFO Giulio Terzariol steht vor Wechsel zu Generali

Allianz-CFO Giulio Terzariol
steht vor Wechsel zu Generali

Von Gerhard Bläske, Mailand, und Michael Flämig, München

Die italienische Versicherung Generali landet einen großen Coup und steht unmittelbar vor der Verpflichtung des Allianz-CFO Giulio Terzariol. Entsprechende Berichte italienischer Zeitungen wurden von gut informierten Finanzkreisen in Mailand bestätigt. Generali wollte die Nachricht auf Nachfrage nicht bestätigen. Beobachter erwarten jedoch eine offizielle Bestätigung des Wechsels in den nächsten Tagen.

Die Verpflichtung Terzariols wäre ein großer Erfolg für Generali-CEO Philippe Donnet. Denn Terzariol, der Chef des operativen Geschäfts mit Versicherungen bei dem Unternehmen aus Triest werden soll, gilt als wahrscheinlicher Nachfolger des Franzosen bei Generali. Anders wäre ein solcher Wechsel kaum erklärbar. Denn Terzariol, der an der Mailänder Universität Bocconi einen Master in Business Administration erworben hat, ist seit 25 Jahren bei der Allianz. Seit fünf Jahren ist er CFO des Münchner Versicherers.

Terzariol ist aus Sicht der Italiener ein Glücksgriff. Für den Betriebswirt spricht nämlich auch, dass er aus der Gegend von Triest stammt und zu Beginn seiner Karriere als Trainee bei der Generali gearbeitet hat und somit eine gewisse Verbindung zu dem italienischen Versicherer hat. Im Aktionärsstreit bei der Generali hatte es im vergangenen Jahr außerdem Gerüchte gegeben, der Allianz-Manager könnte der Kandidat der letztlich unterlegenen Minderheitsaktionäre Francesco Caltagirone und Leonardo Del Vecchio für den Posten des CEO sein. Auch insofern wäre es ein geschickter Schachzug Donnets, Terzariol nun selbst ins Unternehmen zu holen.

Vor allem aber bringt Terzariol die Kenntnis des Branchenprimus, Internationalität und operative Erfahrung mit. Für die Allianz hat er in Asien (2005 bis 2007) und in Amerika (2007 bis 2015) gearbeitet, die meiste Zeit war er als CFO aktiv – schließlich wechselte er nach München und wurde 2018 an der Seite von Allianz-Vorstandschef Oliver Bäte der Finanzvorstand für die gesamte Gruppe. Ihm macht keiner etwas vor, wenn es um die Einschätzung der weltweiten Versicherungsgeschäfte geht.

Terzariol versteht es exzellent, die Zahlen in der Gewinn-und-Verlust-Rechnung mit dem operativen Alltag einer Versicherung zu verbinden. Die Finanzabteilung müsse die operativen Initiativen mit Zahlen hinterlegen, so das Motto von Terzariol, der vor seiner Berufung zum Finanzvorstand die Abteilung Group Planning and Controlling leitete – eine Funktion, die seit Anfang September dieses Jahres die frühere Bäte-Büroleiterin Claire-Marie Coste-Lepoutre innehat. Als Chef des operativen Generali-Kerngeschäfts wird er künftig stärker auf jene Philosophie achten, die er auch schon bei der Allianz vertritt: „Wenn die Zahlen unbefriedigend sind, muss man sich fragen, welche operativen Änderungen notwendig sind.“

Die Allianz hatte den 51-Jährigen bisher mit einem Vertrag bis zum Jahr 2025 ausgestattet. Sollte Bäte nun seinen Vertrag noch um vier Jahre verlängern, konnte Terzariol sich leicht ausrechnen, dass ein Aufrücken an die Allianz-Spitze nicht mehr möglich war. Er hat die Konsequenzen gezogen. Bei Generali könnte Terzariol in zwei Jahren Donnet nachfolgen. Die dritte Amtszeit des 63-Jährigen endet 2025.