Die Telia-Chefin Allison Kirkby wird die erste Frau an der Spitze des britischen Telekomkonzerns BT. Wie die FTSE-100-Gesellschaft mitteilte, wird sie CEO Philip Jansen spätestens Ende Januar 2024 ablösen. Beim Rivalen Vodafone steht bereits eine Frau an der Spitze: Margherita Della Valle. „Nachdem ich fast zehn Jahre getrennt von meiner Familie gelebt habe und mir diese einzigartige Chance im Vereinigten Königreich angeboten wurde, habe ich nach sorgfältiger Abwägung entschieden, Telia zu verlassen und eine neue Herausforderung anzunehmen“, wird Kirkby in einer Mitteilung der schwedischen Gesellschaft zitiert. Jansen hatte dem Board vor drei Wochen mitgeteilt, dass er das Amt innerhalb von zwölf Monaten niederlegen wolle. BT steht vor dem umfangreichsten Personalabbau seit der Privatisierung von British Telecom in den 80er Jahren. Bis 2030 soll die Belegschaft um bis zu zwei Fünftel schrumpfen.

Kirkbys Ernennung zeugt davon, dass man angesichts der bevorstehenden Herausforderungen kein Eigengewächs an der Spitze haben wollte. Telia-Chairman Lars-Johan Jarnheimer dankte ihr mit den Worten, sie habe in einer „wichtigen und schwierigen Zeit“ in der Unternehmensgeschichte „durch ihren unnachgiebigen Fokus auf das Vorantreiben einer klaren Wachstumsagenda, die Digitalisierung unseres Geschäfts und mehr Vereinfachung über die Organisation hinweg einen positiven und bleibenden Einfluss“ hinterlassen. Marc Allera, der Chef der Sparte Consumer, war bereits als möglicher Nachfolger Jansens gehandelt worden. Er stand zuvor an der Spitze des Mobilfunkanbieters EE.

Kirkby gehört dem Board von BT schon seit 2019 an. Damit kennt sie die Sparringspartner schon, mit denen sie als CEO zu tun haben wird. Telekom-Chef Timotheus Höttges sitzt auf einer Beteiligung, die er im Tausch für seinen Anteil an EE, dem britischen Mobilfunk-Gemeinschaftsunternehmen mit der französischen Orange, erhielt. Er kann weder mit der Geschäfts- noch mit der Kursentwicklung zufrieden sein. Der Altice-Gründer Patrick Drahi ist seit zwei Jahren an Bord. Vor kurzem wurde spekuliert, er könnte sich mit der Deutschen Telekom zusammentun, um BT von der Börse zu nehmen – mit Blick auf das neue britische Übernahmerecht, das kritische Infrastruktur und nationale Sicherheitsinteressen schützen soll, ein eher unwahrscheinliches Szenario. Die Britin (Jahrgang 1967) führt Telia seit Anfang 2020 und sitzt im Verwaltungsrat von Brookfield Asset Management. Ihre Präsenz in so vielen Boards kam nicht bei allen BT-Aktionären gut an. Auf der Hauptversammlung am 13. Juli stimmten mehr als 12% des anwesenden Kapitals gegen ihre Wiederwahl. Bevor sie zu Telia kam, führte Kirkby das dänische Telekomunternehmen TDC und die schwedische Tele2. Die Absolventin der Glasgow Caledonian University ist schon seit 2010 in den Branchen Telekommunikation, Medien und Technologie unterwegs und arbeitete unter anderem für Virgin Media und die Shine Group. Davor hatte sie verschiedene Funktionen beim Konsumgüterhersteller Procter & Gamble inne.