Köpfe des JahresBill Anderson

Als Heilsbringer gestartet

Die hochgesteckten Erwartungen an Bill Anderson haben sich bislang nicht erfüllt. Die Geduld der Investoren neigt sich dem Ende zu. Im März 2024 muss der US-Amerikaner, der im Juni den Vorstandsvorsitz bei Bayer übernahm, Fakten liefern.

Als Heilsbringer gestartet

Bill Anderson

Als Heilsbringer gestartet

ab Düsseldorf

Mit viel Vorschusslorbeer ausgestattet, hat Bill Anderson im April dieses Jahres seine Arbeit im Vorstand von Bayer aufgenommen. Zwei Monate später löste der 57-Jährige Werner Baumann an der Vorstandsspitze ab. Doch die hochgesteckten Erwartungen haben sich bislang nicht erfüllt: Der drastischen Gewinnwarnung im Sommer folgte eine Serie von verlorenen Glyphosat-Prozessen in den USA. Hinzu kam der Rückschlag für den wichtigsten Hoffnungsträger aus der Pharmapipeline.

Anderson an dieser Entwicklung die Schuld zu geben wird den Tatsachen nicht gerecht. Doch zweifelsohne hatten sich die Investoren von dem dynamisch auftretenden US-Manager mehr erhofft. Zwar war die Erwartung, dass Anderson binnen weniger Monate ein fertiges Aufspaltungskonzept vorlegt, ohnehin nicht realistisch. Doch die jüngsten Äußerungen des mit einem MIT-Abschluss ausgestatteten Managers zu dem Thema, das den Investoren am meisten auf den Nägeln brennt, fielen ernüchternd aus. Schnelle Lösungen gebe es nicht, wenngleich auf der Hand liege, dass „der Status quo schlicht keine Option ist“.

Der einstige Chef der Pharmasparte von Roche versteht sich darauf, dem Gegenüber das zu erzählen, was es hören will. Bei seiner ersten Begegnung mit Journalisten als Bayer-Vorstand plauderte er locker über sich und seine Kindheit – "in the middle of nowhere in Texas". Gegenüber Investoren schlägt Anderson andere Töne an: „Fast 50 Mrd. Euro Umsatz, aber null Cashflow – das ist einfach nicht akzeptabel“, sagte der in der Biotech-Szene groß gewordene Manager kürzlich und dürfte damit Analysten und Investoren aus der Seele gesprochen haben. Bei den Beschäftigten verlegte er sich nach dem Forschungsrückschlag auf Seelenmassage. Doch wenngleich sich Anderson in Obama-Manier zu bewegen versteht, wird das nicht ausreichen, um die enttäuschten Anleger zu besänftigen. Sie wollen Ergebnisse der Portfolioanalyse und Handlung sehen. Anderson hat versprochen, im März zu liefern.

Vorstandsvorsitzender Bayer