Seit fast 10 Jahren an der Tui Cruises-Spitze

„Als Kind konnte man mich mit Schiffen jagen“

Seit fast zehn Jahren steht Wybcke Meier an der Spitze von Tui Cruises. Nun muss sie das Kreuzfahrtgeschäft auf bessere Umweltverträglichkeit trimmen.

„Als Kind konnte man mich mit Schiffen jagen“

„Als Kind konnte man mich mit Schiffen jagen“

Von Lisa Schmelzer, Frankfurt

Dass sie einmal Herrin über eine Flotte von Kreuzfahrtschiffen sein würde, war Wybcke Meier nicht in die Wiege gelegt. „Als Kind konnte man mich mit Schiffen jagen“, sagt die Chefin von Tui Cruises. Um im gleichen Atemzug zu ergänzen: „Damals kannte ich aber auch nur die Fähren zwischen Helgoland und dem Festland.“

Wybcke Meier. (Foto: Tui)

Mit den Fähren, die die gebürtige Helgoländerin in ihrer Kindheit und Jugend genutzt hat, haben die Kreuzfahrtschiffe der Tui Cruises tatsächlich wenig gemein. Hier die eher kleinen Kähne, die jeder Welle ausgesetzt sind und auf denen man schon mal seekrank werden kann, dort die Ozeanriesen, auf denen dank Stabilisatoren der Wellengang meist nur zu erahnen ist. Und die in ihrer Ausstattung kleinen Städten ähneln, mit einem entsprechenden Angebot an Restaurants, Cafés, Schwimmbad, Fitnessstudio, Theater, Wellness, Friseur und manchmal sogar einem Tattoo Studio.

Aber auch mit Kreuzfahrtschiffen fremdelte die Managerin früher - „ja, ich hatte auch Vorurteile gegenüber Kreuzfahrten, bevor ich zu Tui Cruises kam. Viele Menschen, zu eng, hohes Durchschnittsalter der Gäste, eine steife Angelegenheit. Da waren meine Vorstellungen doch stark vom Traumschiff geprägt. Erste Erfahrungen mit dem Segment sammelte Meier in ihrer Zeit beim Reiseanbieter Windrose, der in seinem Angebot für hochpreisige Reisen eben auch Kreuzfahrten hatte. Bei Windrose gelandet war die Managerin nach Stationen bei Öger Tours und Thomas Cook. Spätestens als Gespräche über ihre mögliche Rolle bei Tui Cruises geführt wurden, war Meier klar, dass ihre ursprünglichen Vorstellungen von Kreuzfahrten “nichts mit der zielgruppengerechten Gestaltung zu tun haben, wie wir sie betreiben.“

Lieber mal Dinge ausprobieren

Seit fast 10 Jahren steht die 55-jährige Managerin, die nach eigenem Bekunden für sich nie eine Karriereplanung gemacht hat, sondern „lieber einfach mal Dinge ausprobiert“ hat, mittlerweile an der Spitze von Tui Cruises. Die Reederei ist ein Joint Venture von Tui und Royal Carribean Cruises, letztere die zweitgrößte Kreuzfahrtgesellschaft der Welt. Zu dem Unternehmen gehören die Marken Tui Cruises/Mein Schiff und Hapag-Lloyd Cruises. Im Alleingang hatte Royal Carribean im deutschsprachigen Raum wenig Erfolg gehabt, da holte man sich die Touristikexperten von Tui an Bord, die den deutschen Markt wie ihre Westentasche kennen. Und die wissen, was bei deutschen Kreuzfahrern geht und was nicht. Und so bleiben die Schiffe für die DACH-Region mit derzeit weniger als 3.000 Passagieren beispielsweise deutlich kleiner als die Kreuzfahrtriesen für den US-Markt mit mittlerweile bis zu 7.000 Gästen.

Der Erfolg gibt Wybcke Meier und ihrem Team Recht, das Kreuzfahrtgeschäft boomt und ist für Tui mittlerweile ein gewichtiger Ergebnisbringer. Die Auslastung für das laufende Jahr liegt bereits bei deutlich über 90%. Das Reisen auf dem Wasser lockt immer mehr neue Kunden an, laut Meier machen diese Erstkunden derzeit 45% der Gäste aus. Allerdings gibt es auch jede Menge Stammgäste. Da kommt es häufig vor, dass die Tui Cruises-Chefin, wenn sie an Bord ist, erkannt und angesprochen wird. Für viele ist sie nur „die Wybcke“, die denn auch mal beim morgendlichen Yoga in der Sport-Arena anzutreffen ist. Oder der zufriedene Gäste selbst genähte Täschchen mit „Mein Schiff“-Stickerei überreichen. „Wenn wir ein Schiff neu in Dienst stellen, bin ich dabei. Außerdem versuche ich, jedes unserer Schiffe ein bis zwei Tage im Jahr zu besuchen.“

Slow Cruising senkt Treibstoffverbrauch

Derzeit treibt die Tui Cruises-Chefin vor allem um, wie Kreuzfahrtschiffe auf mehr Umweltverträglichkeit getrimmt werden können. Größter Hebel wäre der Einsatz von e-fuels oder Methanol, aber davon gibt es noch zu wenig. Das gerade in Dienst gestellte siebte Schiff der Mein Schiff-Flotte ist immerhin so gebaut, dass es auch mit Methanol betankt werden kann, wenn die noch fehlende eine Motorkomponente fertig entwickelt und eingebaut ist − voraussichtlich 2026. Der Klimabilanz hilft es auch, wenn grüner Landstrom bezogen werden kann, so lange ein Schiff im Hafen ankert − das ist allerdings bisher nur an wenigen Häfen möglich, u.a. in Hamburg und Kiel. Ein weitere Hebel ist laut Meier das „Slow cruising“. Wir fahren durchschnittlich 12 bis 14 Knoten, statt wie andere teilweise bis zu 22 Knoten, das ist treibstoffsparend.“

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