Altavilla übernimmt ein Himmelfahrtskommando
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– Italiens Regierung setzt auf Erfahrung und Know-how: Mit Alfredo Altavilla (57) hat sie einen der renommiertesten Manager des Landes zum neuen Exekutiv-Präsidenten der Pleite-Airline Alitalia (künftig: ITA) ernannt. Altavilla wird deutlich mehr Macht haben als sein Vorgänger Francesco Caio, der seit Ende April CEO des Ölförderanlagen-Spezialisten Saipem ist.
Das ist ein klares Signal auch an Alitalia-CEO Fabio Lazzerini, dessen Befugnisse bei der seit 2017 unter staatlicher Zwangsverwaltung stehenden Airline eingeschränkt werden dürften. Premierminister Mario Draghi soll Altavilla sehr schätzen, weil er strategisch denkt sowie viel Erfahrung und Sachverstand hat.
Altavilla stammt aus dem apulischen Taranto und hat an der Università Cattolica Wirtschaft studiert, bevor er 1990 seine Karriere bei Fiat startete. Er war ein Fiat-Mann durch und durch. Seine Familie hatte in seiner Heimatstadt eine Händlerkonzession für diverse Konzernmarken. Er stieg schnell auf, wurde zur rechten Hand des langjährigen CEO Sergio Marchionne und war zuletzt für die Region Europa verantwortlich. Doch als nach Marchionnes Tod Mike Manley neuer CEO von Fiat Chrysler wurde, verließ er den Konzern sofort. Er war seither immer wieder für Spitzenpositionen im Gespräch, kam aber nicht zum Zug. Derzeit ist er Senior Adviser bei CVC Capital Partners und Präsident des Pharmakonzerns Recordati.
Sein Posten bei Alitalia ist ein Himmelfahrtskommando. Zwar will die EU-Kommission das Zombie-Unternehmen, das seit 20 Jahren rote Zahlen schreibt, unter anderem Namen weiterfliegen lassen. Doch die Bedingungen dafür sind hart, und die Verhandlungen über die Fortführung der seit 2017 insolventen Gesellschaft zwischen Brüssel und Rom sind schwierig. Die EU verlangt unter anderem eine Verkleinerung der Flotte auf 47 (2019: 104) Flugzeuge, den Abbau von bis zu 7500 der 11000 Stellen, eine Reduzierung der Slots sowie eine Ausschreibung der bisherigen Alitalia-Geschäftseinheiten.
Alitalia kann nicht mal die Gehälter bezahlen. Die Regierung musste 100 Mill. Euro bereitstellen, damit sie weiterfliegen kann. Dabei hat Rom Alitalia in den letzten 45 Jahren bereits mit 13 Mrd. Euro unter die Arme gegriffen – ohne dass sich die Lage verbessert hätte. Nun will Italiens Regierung noch einmal 3 Mrd. Euro in die neue Gesellschaft ITA einschießen und dabei auf Mittel des europäischen Wiederaufbauprogramms zurückgreifen. Die Fluggesellschaft sucht dringend einen Partner – am liebsten hätte sie die Lufthansa. (Börsen-Zeitung, 19.6.2021)