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Amber-Capital-Gründer Oughourlian gibt nicht auf

Von Gesche Wüpper, Paris Börsen-Zeitung, 7.5.2020 Er sei ruhig, aber sehr entschlossen und kultiviert, sagt die bekannte französische Aktionärsschützerin Colette Neuville über ihn. Auch sei er niemand, der aus Prinzip feindlich eingestellt sei....

Amber-Capital-Gründer Oughourlian gibt nicht auf

Von Gesche Wüpper, Paris Er sei ruhig, aber sehr entschlossen und kultiviert, sagt die bekannte französische Aktionärsschützerin Colette Neuville über ihn. Auch sei er niemand, der aus Prinzip feindlich eingestellt sei. Doch wenn Gespräche nichts brächten, sei er durchaus in der Lage, anzugreifen. Joseph Oughourlian lässt sich aber auch nicht so einfach einschüchtern. Obwohl der Gründer des aktivistischen Fonds Amber Capital gerade knapp mit seinem Putsch gegen Lagardère-Chef und Firmenerbe Arnaud Lagardère gescheitert ist, will er nicht aufgeben. Im Gegenteil. “Wir haben nicht vor, unsere Beteiligung zu verkaufen, und schließen nicht aus, uns zu verstärken”, sagte der 49-Jährige am Mittwoch dem französischen Radiosender BFM Business.Oughourlians Fonds hält inzwischen mehr als 18 % an Lagardère und ist damit der größte Aktionär des Konzerns, der einst Großaktionär des von EADS in Airbus umbenannten Luft- und Raumfahrtkonzerns war. Nachdem er bereits seit längerem die Unternehmensführung von Arnaud Lagardère kritisiert, hat der in Paris geborene Sohn eines libanesisch-armenischstämmigen Neuropsychiaters und einer englischen Krankenschwester nun versucht, fast den gesamten Aufsichtsrat der Medien- und Reiseeinzelhandelsgruppe auszutauschen. Seine Anträge wurden jedoch alle abgelehnt, wenn auch eher knapp.Der Absolvent der renommierten Wirtschaftshochschule HEC und des Institut d’études politiques in Paris (“Science Po”) hatte diesbezüglich vermutlich die Macht der Seilschaften unterschätzt, auf die Arnaud Lagardère noch immer zählen kann. Hinter vorgehaltener Hand lästern Firmenchefs zwar schon seit Jahren über den Sohn von Jean-Luc Lagardère, der in Frankreich als ähnlich legendär wie Giovanni Agnelli in Italien gilt. Doch ein direkter Angriff auf den Sohne einer der Gründungsväter von EADS, der bei dem Luft- und Raumfahrtkonzern oft nicht zu den Verwaltungsratssitzungen erschienen sein soll, geht in Paris dann vielleicht doch einigen zu weit.Zumindest ist es Lagardère gelungen, Ex-Präsident Nicolas Sarkozy und den früheren SNCF-Chef Guillaume Pépy zu seiner Unterstützung in den Aufsichtsrat zu holen. Marc Ladreit de Lacharrière, Chef des früheren Fitch-Eigentümers Fimalac, wiederum stieg in das Kapital von Lagardère ein. Sarkozy soll dann auch Vivendi-Großaktionär Vincent Bolloré überzeugt haben, ebenfalls eine Beteiligung an dem Unternehmen zu erwerben, das in den letzten Jahren seine Medienpräsenz stark zurückgefahren hat.Oughourlian, der seine Karriere bei Société Générale begann und mit seiner Familie seit 2012 in London lebt, sieht die Ankunft der neuen Aktionäre jedoch nicht negativ. Sie seien angenehmere Weggefährten, meint er. Denn er scheint überzeugt, dass zumindest Bolloré die Unternehmensführung von Arnaud Lagardère auf Dauer ebenfalls nicht akzeptieren wird.Der Amber-Capital-Gründer, zu dessen Vertrauten Scor-Chef Denis Kessler gehört, will den hoch verschuldeten Firmenerben nun erneut vor einem Handelsgericht angreifen. Dort hat der Vize-Präsident des spanischen El-País-Herausgebers Prisa bereits im Herbst erreicht, dass Arnaud Lagardère die finanzielle Situation seiner Holding gegenüber dem von seinem Vater gegründeten Unternehmen offenlegen muss. Obwohl ihm für jeden Tag Verspätung eine Strafe von 2 000 Euro droht, hat er dies offenbar noch nicht getan. Die Hauptversammlung jetzt sei ebenfalls nicht korrekt abgelaufen, beklagt Oughourlian, der 2016 den französischen Fußballclub Racing Club de Lens übernommen hat. Auf einige bestimmte Aktionäre sei im Vorfeld Druck ausgeübt worden, zugunsten von Arnaud Lagardère zu stimmen, beklagt der Opernfan.