Serie „Nachhaltigkeit in Person“Andreas Steinert, Amundi

„Ich bin ein früher Grünadapter, aber kein Radikaler“

Was 1990 mit Nischenprodukten begann, ist heute zu einem großen Geschäft geworden, das gesteuert werden will. An der Spitze des ESG-Business bei Amundi Deutschland steht seit 2021 Andreas Steinert.

„Ich bin ein früher Grünadapter, aber kein Radikaler“

„Ich bin ein früher Grünadapter, aber kein Radikaler“

Von Wolf Brandes, Frankfurt

Andreas Steinert (52) steuert das ESG-Geschäft für Amundi in Deutschland. Der Jurist sieht sich als Pragmatiker.

Europas größte Fondsgesellschaft hat mit dem 1990 aufgelegten „Amundi Global Ecology“ einen der ältesten Nachhaltigkeitsfonds am deutschen Markt im Regal. Was damals mit einem Nischenprodukt begann, ist heute zu einem großen Geschäft geworden, das gesteuert und vorangetrieben werden will.

An der Spitze des ESG-Business bei Amundi Deutschland steht seit 2021 Andreas Steinert. Dem 52-Jährigen geht es darum, institutionelle Kunden sowie Vertriebseinheiten zu beraten und bei der Dekarbonisierung von Portfolios zu unterstützen. Für Steinert ist das Thema Nachhaltigkeit auch erst in den letzten Jahren ein „Game-Changer“ im Fondsmarkt geworden, was dazu führt, dass alle Vertriebspartner, Banken, Versicherungen, Pools ihre Ladenregale mit nachhaltigen Investments neu bestücken. „Es ist ein Tsunami, der die gesamte Fondspalette verändern wird.“

Der Jurist ist aber nüchtern genug, um zu sagen, dass es weltweit unrealistisch ist, das Pariser Klimaziel von 1,5 Grad zu schaffen. Allerdings: „Wenn man alle Hebel in Bewegung setzt, ist es in Deutschland machbar, das Klimaziel bis 2045 zu erreichen. Damit würde Deutschland ein Vorbild für andere Länder.“ Wichtig ist für ihn aber gar nicht so sehr die Finanzbranche, denn im Bereich ESG und Nachhaltigkeit spiele die Musik in der Realwirtschaft. „Veränderungen in der Industrie können die größte Wirkung entfalten.“

Aus Sicht von Steinert ist ESG eine Managementaufgabe, die verschiedene Sparten im Unternehmen umfasst. Insofern sei eine profunde Kenntnis in den Bereichen Produktentwicklung, Marketing und Vertrieb sehr nützlich.

Steinert startete seine berufliche Laufbahn 1999 als Rechtsanwalt bei EY und ging 2001 zur Allianz SE in München. 2013 wechselte er in die Generali Group und verantwortete als Mitglied des Vorstands der Europ Assistance Versicherung unter anderem Vertrieb, Produktmanagement sowie Recht und Compliance. 2018 wechselte er zu Amundi Deutschland. Steinert studierte von 1991 bis 1996 in Konstanz, Oxford und Heidelberg Jura und promovierte zum Thema Offenhaltung der Medienordnung.

„Um sich dann aber voll auf Nachhaltigkeit einzulassen, gehört mehr als nur die Begegnung mit dem Thema auf dem beruflichen Weg. Es muss auch eine Leidenschaft vorliegen“, sagt Steinert, der sich zwar nicht als Öko-Pionier sieht, aber mit seiner Familie versucht, einen kleinen Beitrag zu leisten – von Solarzellen auf dem Dach bis zum E-Auto vor der Tür. „Kaum jemand ist in seiner Biografie von Anfang an grün.“ Doch spätestens mit der Organisation einer Konferenz zu Corporate Social Responsibility bei der Allianz 2002 hat ihn das Thema gepackt. „Das war vor der Kurve, ich bin also ein früher Grünadapter, aber kein Radikaler.“

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