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Ansehen der CEOs schwächelt in der Coronakrise

Von Peter Olsen, Frankfurt Börsen-Zeitung, 15.8.2020 In außergewöhnlichen Krisenzeiten wie jetzt in der Corona-Pandemie stehen vor allem die politischen Entscheidungsträger im Vordergrund. Dabei haben gerade die Firmenchefs wegen der schwierigen...

Ansehen der CEOs schwächelt in der Coronakrise

Von Peter Olsen, FrankfurtIn außergewöhnlichen Krisenzeiten wie jetzt in der Corona-Pandemie stehen vor allem die politischen Entscheidungsträger im Vordergrund. Dabei haben gerade die Firmenchefs wegen der schwierigen Lage in vielen Branchen alle Hände voll zu tun, ihre Unternehmen angesichts zum Teil unterbrochener Lieferketten am Laufen zu halten oder wieder in Schwung zu bringen. In vielen Bereichen wird aus der Kurzarbeit Stellenabbau, auch mit betriebsbedingten Kündigungen, werden. Kein Wunder, dass in einem solchen Umfeld die Reputation von Konzernlenkern leidet, manche scheinen fast vor der Öffentlichkeit wegzutauchen.”Das Gesamtbild der Dax-CEOs schwächelt als Folge der Coronakrise”, resümiert Studienleiter Jürgen Doeblin die Ergebnisse der jüngsten online bei 57 Wirtschaftsjournalisten zwischen dem 29. Juni und 9. Juli durchgeführten Umfrage. Unter den Top Ten hätten alle Unternehmenschefs mehr oder weniger starke Verluste erlitten. Die relativ stärksten Verluste seien beim Indikator “Kompetenz und Persönlichkeit” entstanden. Das Wirtschaftsforschungsinstitut Dr. Doeblin fragt halbjährlich zudem die Indikatoren “Strategischer Weitblick”, “Offener Umgang mit den Medien” und “Sympathie” ab. Kaeser wieder vornIn diesem Umfeld konnte sich der bald ausscheidende Siemens-Chef Joe Kaeser, wie schon vor einem Jahr, wieder an die Spitze setzen und das bei gleich drei Indikatoren. Nur bezüglich Sympathie musste er sich mit Rang 7 mit einer vergleichsweise schwachen Position begnügen. Bei der Dezember-Umfrage (siehe Tabelle) lag Kaeser noch auf Rang 3. Bei den Fachjournalisten überzeugt Kaeser als “Unternehmer und Querdenker in einem” sowie mit seiner “Bereitschaft zu klaren Worten”. Zudem gilt er als “kluger Stratege”, “erfahren, tief in den Themen” und als “nachdenklich, ökologisch”. Sympathiepunkte kostet ihn offenbar, dass er aneckt, “aber das macht ihn aus”. “Er wirkt ehrlich.”Vor einem halben Jahr hatten die Befragten noch Lufthansa-Chef Carsten Spohr als den Dax-Manager mit der höchsten Reputation auf den Schild gehoben. Die Airline ist zwischenzeitlich aus dem Leitindex geflogen, Spohr würde aber noch immer Rang 2 einnehmen, wäre die Lufthansa weiterhin Dax-Mitglied, denn er gilt als “entschiedener Macher in der schwersten Krise des Konzerns, für die er selbst wenig kann”.So aber behauptete Kasper Rorsted von Adidas den zweiten Platz, der als “echter Leader” den Sportartikelkonzern “renditefokussiert und erfolgsgewohnt” zu neuen Höchstleistungen führe. Die PR-Panne aus dem Frühjahr in Zusammenhang mit der Ankündigung, Ladenmieten vorübergehend nicht zahlen zu wollen, wird aber auch kritisch angemerkt. Adidas entschuldigte sich für das Vorgehen und zahlte. Diess verliert an BodenIm Ansehen zulegen konnten zudem Telekom-Chef Timotheus Höttges, BMW-Chef Oliver Zipse sowie Post-Lenker Frank Appel. Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess kosteten dagegen die Reibereien mit Teilen des Aufsichtsrats Sympathiepunkte. Erstmals unter den Top Ten konnten sich der neue alleinige SAP-Chef Christian Klein sowie BASF-Boss Martin Brudermüller platzieren.