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Anteil der Frauen in Dax-Vorständen steigt

jh - Der Anteil der Frauen in den Dax-Vorständen nimmt wieder leicht zu. Seit Oktober des vergangenen Jahres sind zwar acht Managerinnen aus dem obersten Führungskreis der 30 Unternehmen in der höchsten deutschen Börsenliga ausgeschieden, doch elf...

Anteil der Frauen in Dax-Vorständen steigt

jh – Der Anteil der Frauen in den Dax-Vorständen nimmt wieder leicht zu. Seit Oktober des vergangenen Jahres sind zwar acht Managerinnen aus dem obersten Führungskreis der 30 Unternehmen in der höchsten deutschen Börsenliga ausgeschieden, doch elf wurden seitdem aufgenommen oder sind für einen etwas späteren Zeitpunkt berufen worden. “Viele Dax-Aufsichtsräte sind derzeit bemüht, mehr Frauen in die Vorstände zu holen”, stellt Nicolas von Rosty fest, Managing Partner von Heidrick & Struggles. “Dies gelingt nach unserer Analyse in kleinen Schritten.” Von Rosty leitet die Kandidatensuche des Personalberaters im deutschsprachigen Gebiet für CEO- und Aufsichtsratsposten.Die Allbright Stiftung war in einer vor kurzem veröffentlichten Analyse zum gegenteiligen Ergebnis gekommen: Am Stichtag 1. September gehörten 23 Managerinnen zu den Vorständen der 30 Dax-Konzerne. Ein Jahr zuvor waren es 29 gewesen. Werden jedoch die jüngsten Entscheidungen berücksichtigt, etwa von Adidas für eine Nachfolgerin im Personalressort, sowie vier weitere designierte weibliche Vorstände, ergibt sich ein anderes Bild.Insgesamt sind 38 Dax-Vorstände seit Oktober des vergangenen Jahres ausgeschieden oder werden dies in den nächsten Monaten tun, darunter die erwähnten acht Frauen. Auf der Liste der neuen oder künftigen Vorstände stehen nach von Rostys Zählung 31 Namen, elf davon sind Frauen. Sie machen also etwas mehr als ein Drittel dieser Neubesetzungen aus. Topmanagement verkleinertDer Anteil weiblicher Führungskräfte nimmt in den Dax-Vorständen nach von Rostys Beobachtungen auch zu, weil einige Unternehmen ihren Vorstand verkleinern oder nicht alle vakanten Posten wieder besetzen. Als Beispiele nennt er BASF, Bayer, Linde, SAP und Volkswagen. Der Vorstand der Siemens AG schrumpfte wegen der Abspaltung von Siemens Energy. Auf der anderen Seite erweitern wenige Unternehmen das Topmanagement wie etwa RWE im kommenden Monat.Der Grund für das leicht wachsende Gewicht von Managerinnen ist nach Meinung von Rostys einerseits die Einsicht in die bessere Leistungsfähigkeit diverser Führungsteams. “Andererseits möchten sich die Aufsichtsräte keine Quote von der Politik vorschreiben lassen.” Die Vorgabe von mindestens 30 % für die Aufsichtsräte großer Gesellschaften ist aus seiner Sicht unter dem Strich ein Erfolg. “Nun möchte man in den Unternehmen einen höheren Anteil im Vorstand erreichen, ohne dass der Staat nachhilft.” Die SPD hat Pläne dazu wegen des Widerstands der Union zunächst zurückgestellt.An der Spitze der Dax-Unternehmen sind Frauen nach wie vor die Ausnahme. Belén Garijo soll im Mai 2021 die Vorstandsvorsitzende von Merck werden. Die Spanierin wäre dann die einzige Konzernchefin im Kreis der börsennotierten Top 30. Die US-Amerikanerin Jennifer Morgan war bis April dieses Jahres gerade einmal ein knappes halbes Jahr Co-Konzernchefin von SAP gewesen. Mehr Managerinnen haben es im Dax noch nicht an die Spitze gebracht. Martina Merz verpasste als Vorstandsvorsitzende von Thyssenkrupp dieses Ziel nur knapp. Einen Monat vor ihrer Berufung im Oktober 2019 stieg das Unternehmen aus dem Dax ab. “Politik der ruhigen Hand”Unabhängig vom Geschlecht fällt von Rosty auf, dass die Besetzung der Vorstandsposten in aller Regel von langer Hand geplant ist. Kurzfristige Abberufungen, die offensichtlich auf die Corona-Pandemie zurückzuführen seien, gebe es nicht. “Diese Personalpolitik der ruhigen Hand ist typisch für exogene Krisen”, berichtet der Personalberater.In der Finanz- und Konjunkturkrise 2008 und 2009 sei das genauso gewesen, als Aufsichtsräte nicht mit “aufgeregten Personalwechseln” reagiert hätten. Das schließe jedoch Veränderungen in der Zukunft nicht aus, wenn Aufsichtsräte mit der Krisenbewältigung von Vorständen unzufrieden sein sollten. Von Rosty fügt hinzu: “Ein klares Bild dazu wird es erst in ein bis zwei Jahren geben.”