Arm-IPO bringt Masayoshi Son endlich wieder Freude
Arm-IPO bringt Masayoshi Son endlich wieder Freude
Von Martin Fritz, Tokio
Wegen mehrerer Rekordverluste seiner Softbank Group spürte Gründer und CEO Masayoshi Son (66) seit dem vergangenen Sommer so wenig Freude an seinem Geschäft, dass er seine Bilanzzahlen nicht mehr selbst präsentierte und die operative Führung teils an Finanzvorstand Yoshimitsu Goto (60) abgab. Schließlich erklärte er im Herbst vergangenen Jahres einen erfolgreichen Börsengang des britischen Chipdesigners Arm zu seiner wichtigsten Mission, darauf wolle er sich konzentrieren.
Der Japaner mit koreanischer Herkunft reagierte darauf, dass Bedenken von internationalen Wettbewerbshütern den Verkauf von Arm an den Grafikchip-Spezialisten Nvidia zum Scheitern gebracht hatten. Nun sollte ihm ein Börsengang der britischen Tech-Schmiede die frischen Milliarden für neue Investitionen in Technologie-Start-ups einbringen. „Dieser Plan B ist eigentlich gar nicht so schlecht, es könnte für uns ein besserer Plan sein“, sagte Son damals mit seiner typischen Zuversicht.
Mit der Veröffentlichung des Börsenprospekts von Arm am Montag kann der japanische Investor wieder lachen. Offenbar strebt Softbank eine Bewertung in Höhe von 60-70 Mrd. Dollar an. Dann wäre das IPO nicht nur das größte Tech-Listing seit der chinesischen Alibaba Group 2014, die ebenfalls ein Kerninvestment von Softbank ist – Son würde dann auch seinen Einsatz von 32 Mrd. Dollar für die Übernahme von Arm im Jahr 2016 verdoppeln, auch wenn man berücksichtigen sollte, dass Softbank einen 25%-Anteil an den Briten zwischendurch in den eigenen Vision Fund einbrachte und erst vergangene Woche für eine unbekannte Summe wieder zurückkaufte. Softbank, nun wieder allein im Besitz aller Anteile, will vermutlich zunächst nur 15% der Arm-Aktien verkaufen und den großen Rest als Reserve und Sicherheit für neue Investitionsabenteuer verwenden.
Verpasste Chancen
Getrübt werden könnte Sons Freude nur durch melancholische Rückblicke. Denn hätte Softbank Arm an Nvidia verkaufen können und dafür wie geplant im Gegenzug 25% des KI-Chipspezialisten im damaligen Wert von 25 Mrd. Dollar bekommen, dann wäre dieser Anteil an Nvidia heute, nur anderthalb Jahre später, infolge der Kursexplosion durch den Hype um künstliche Intelligenz fast das Vierfache wert. Ebenso bedauerlich muss in Sons Sicht sein, dass Softbank vor sechs Jahren 5% von Nvidia erworben, aber diesen Anteil schon anderthalb Jahre später mit 3,3 Mrd. Dollar Gewinn wieder abgestoßen hatte. Heute sind diese 5% von Nvidia 58 Mrd. Dollar wert.
Keine "Kristallkugel"
Der Selfmade-Japaner müsste sich auch eingestehen, dass er zwar den Siegeszug von Maschinen durch künstliche Intelligenz korrekt vorhersagte, aber dafür das falsche Unternehmen erwarb. Der Chipdesigner sei seine „Kristallkugel“, die ihm einen tiefen Einblick in weltweit führende Forschung und Entwicklung gebe, begründete er den Kauf. Mit diesem Wissen könnte er seinen Investitionen steuern. Doch der Wahrsager scheiterte, vernichtete etwa mit dem Büroflächenvermieter WeWork 18 Mrd. Dollar. Und nicht die von Arm entworfenen, energiesparenden Chips in Smartphones trieben die künstliche Intelligenz voran, sondern die Grafikchips von Nvidia und AMD für Rechenzentren, um generative KI-Sprachmodelle möglichst rasch zu trainieren. Die relativ hohe IPO-Bewertung von Arm droht daher allzubald zu schrumpfen und Son nur relativ kurz Freude zu bereiten.