Armin Laschet wird 60
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Armin Laschet ist so etwas wie ein Überraschungskandidat. Als 2017 in Nordrhein-Westfalen der Landtag gewählt wurde, schaffte er es überraschend mit großen Stimmzuwächsen, die Regierung Hannelore Kraft (SPD) aus dem Amt zu treiben. Seither regiert Laschet in Düsseldorf zusammen mit der FDP und nur einer Stimme Mehrheit ohne größere Unfälle. Als Annegret Kramp-Karrenbauer 2018 erfolgreich um die Nachfolge der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel gegen Friedrich Merz und Jens Spahn kämpfte, hatte keiner Laschet auf dem Zettel. Bei der Neuauflage der Wahl Anfang 2021 konnte Laschet sich gegen Merz und Norbert Röttgen durchsetzen. Spahn hatte er zuvor durch eine Teamabsprache domestiziert. Seit 22. Januar steht Laschet nun an der Spitze der CDU. Die spannende Frage ist offen: Greift Laschet nach der Kanzlerkandidatur? Oder überlässt er sie dem von guten Umfragewerten getragenen CSU-Chef Markus Söder?
Der gebürtige Aachener und studierte Jurist Laschet war bis zu seiner Wahl ins Europaparlament 1999 Journalist, Chefredakteur und Verlagsleiter, vor allem für kirchliche Publikationen. 1994 war er als Direktkandidat seines Wahlkreises Aachen-Stadt in den Bundestag eingezogen, verlor das Mandat aber nach vier Jahren wieder. Bereits 1989 war Laschet der jüngste Aachener Stadtherr, zehn Jahre nachdem er mit 18 Jahren in die CDU eingetreten war.
Regierungserfahrung sammelte Laschet im Kabinett von Jürgen Rüttgers (CDU) in NRW von 2005 an. Er übernahm das neu konzipierte Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration. 2010 verlor er gegen Röttgen die Wahl um den Parteivorsitz in NRW als Nachfolger von Rüttgers. Knapp zwei Jahr später kam er ins Amt, nachdem Röttgen die Landtagswahl verloren hatte.
Die Entscheidung über die Kanzlerkandidatur der Union treffen die Vorsitzenden von CDU und CSU gemeinsam. Dazu wollen beide die Landtagswahlen Mitte März in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg abwarten. Der Kandidat hat auf jeden Fall gute Chancen, Bundeskanzler zu werden. Die Umfragewerte versprechen es. Dass Laschet das Amt will, steht außer Frage. Ob Söder die komfortable Position aufgibt, als mächtiger CSU-Chef von Bayern aus Bundespolitik zu betreiben, ohne für Berliner Kompromisse geradestehen zu müssen, indessen nicht. Am 18. Februar vollendet Laschet erst einmal sein 60. Lebensjahr.
(Börsen-Zeitung,