Fußball-Finanziers

Reicher Onkel aus den USA für AS Rom

Mit der AS Rom hat sich Dan Friedkin, CEO und Eigentümer des US-Konglomerats The Friedkin Group, einen prominenten Fußballclub zugelegt. Doch die sportliche Bilanz ist bisher eher bescheiden.

Reicher Onkel aus den USA für AS Rom

Die AS Rom ist für ihre Fans mehr als ein Verein – sie ist eine Religion. Wer das erleben will, der muss nur einmal dabei sein, wenn die Anhänger vor dem Spiel die Club-Hymne Roma von Antonello Venditti oder nach einem Sieg das noch bekanntere „Grazie Roma“ vom gleichen Cantautore mit unglaublicher Inbrunst anstimmen.

Die Erwartungen der Fans sind dementsprechend riesig. Die Erfolge sind im Vergleich dazu bescheiden. Die letzte der drei Meisterschaften wurde 2001 errungen, der letzte von insgesamt neun Pokalsiegen 2017. Unter Trainer José Mourinho gewann der Verein zwar 61 Jahre nach dem damaligen „Messepokal“ 2022 die Conference League. Doch das ist ein Titel, der nur einen geringen Stellenwert hat. Vielleicht läuft es ja in diesem Jahr besser: Die Roma ist gerade nach einem Sieg im Elfmeterschießen gegen Feyenoord Rotterdam ins Achtelfinale der Europa League eingezogen.

Hohe Erwartungen

Dabei waren die Erwartungen so groß, als Vereinspräsident Thomas Daniel (Dan) Friedkin 2021 „the special one“ José Mourinho verpflichtete, einen der bekanntesten und erfolgreichsten Trainer überhaupt. Im August 2023 flog Friedkin Mourinhos Wunschstürmer Romelu Lukaku sogar höchstpersönlich in seinem Privatflugzeug von London an dessen neuen Wirkungsort.

Von der Börse genommen

Doch die Ergebnisse sind auch in der neuen Saison nicht wunschgemäß. Nach dem vorübergehenden Absturz bis auf Platz 9 musste Mourinho im Januar gehen. Sein Nachfolger ist Daniele De Rossi, eine Vereinslegende. Wie Francesco Totti, eine andere Ikone, blieb er seine ganze Karriere als Spieler bei der Roma. Er soll den Club, der derzeit auf Platz 6 der Serie A rangiert, in die Champions League und möglichst zum Triumph in der Europa League führen. Im letzten Jahr scheiterte die AS Rom dort erst unglücklich im Finale – im Elfmeterschießen.

Der US-Milliardär Friedkin, CEO der im texanischen Houston beheimateten The Friedkin Group, übernahm den Hauptstadtclub 2020 für knapp 600 Mill. Dollar von dem ebenfalls amerikanischen Geschäftsmann James Pallotta. Der hatte den in finanziellen Schwierigkeiten steckenden Club nach mehreren Eigentümerwechseln 2011 gekauft. Friedkin nahm die Roma 2022 von der Börse.

Sein weit verzweigtes Firmen-Konglomerat wurde 1969 von Dans Vater Thomas gegründet. Reich geworden sind die Friedkins durch den Import und Verkauf von Toyota-Fahrzeugen in mehreren US-Staaten. Sie haben ein Händlernetz mit etwa 150 Niederlassungen. Doch zu ihrem Imperium gehören auch Versicherungen, Golf-Resorts, eine Luxushotel-Kette, ein Veranstalter von Safari-Reisen sowie eine bedeutende Filmproduktion. Mit dem Film The Square gewann sie 2017 in Cannes die Goldene Palme. Der Gesamtumsatz der Gruppe mit 9.300 Beschäftigten liegt bei 11 Mrd. Dollar (2022). Dan Friedkin, Vater von vier Kindern, ist auch als großzügiger Spender für soziale Zwecke bekannt.

Mit dem Engagement bei der AS Rom, die auch für ihre neofaschistischen Ultras und die tiefe Feindschaft zum Stadtrivalen Lazio bekannt ist, steht er in einer Reihe mit vielen anderen amerikanischen Investoren der Serie A. Dazu gehören 777 Partners (CFC Genua), Rocco Commiso (AC Florenz), der Italokanadier Joey Saputo (AC Bologna) und Stephen Pagliuca (Bain Capital) bei Atalanta Bergamo. Redbird Capital Partners übernahm 2022 von Paul Singer (Elliott) für 1,2 Mrd. Euro den früheren Berlusconi-Club AC Mailand. Und so wie andere Investoren (Redbird, Chelsea-Eigner Todd Boehly) hat sich auch Friedkin mit dem französischen Viertligisten AS Cannes einen "Zweitverein" zugelegt.

Sichtbarer werden

Obwohl die fast ausschließlich rote Zahlen schreibenden italienischen Vereine im Vergleich etwa zu britischen Clubs relativ günstig sind, ist die Investition rein ökonomisch nicht unbedingt lohnend. Im Geschäftsjahr 2022/23 (30.6.) wurde der Verlust der Roma zwar nach einem Vorjahresverlust von 219,2 Mill. Euro auf 102 Mill. Euro reduziert. Die Verschuldung stieg jedoch um 125 Mill. auf 448 Mill. Euro. Aber mit dem Engagement dürfte es Friedkin wohl vor allem darum gehen, seine Bekanntheit im Mittleren Osten und in Asien, wo er geschäftliche Interessen hat, zu steigern, glauben Beobachter. Dazu ist es sicher von Nutzen, über einen Fußballclub international sichtbarer zu werden.

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Von Gerhard Bläske, Mailand