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AstraZeneca wirbt neuen Chef bei Roche ab

ste - Der britisch-schwedische Pharmakonzern AstraZeneca hat den Franzosen Pascal Soriot zum neuen Vorstandsvorsitzenden berufen. Wie das Unternehmen, das zuletzt wegen abgelaufener Patentschutzfristen bei wichtigen Arzneien und wegen einer dünnen...

AstraZeneca wirbt neuen Chef bei Roche ab

ste – Der britisch-schwedische Pharmakonzern AstraZeneca hat den Franzosen Pascal Soriot zum neuen Vorstandsvorsitzenden berufen. Wie das Unternehmen, das zuletzt wegen abgelaufener Patentschutzfristen bei wichtigen Arzneien und wegen einer dünnen Produkt-Pipeline über einen Umsatzschwund berichtet hatte, am Dienstag mitteilte, wird der 53 Jahre alte bisherige Chief Operating Officer (COO) und Leiter der Pharmasparte beim schweizerischen Konkurrenten Roche Holding die Aufgaben des Chief Executive Officer (CEO) am 1. Oktober übernehmen. Seit dem vorzeitigen Rücktritt von David Brennan (58) Ende Mai führt bei AstraZeneca Simon Lowth die Geschäfte des Konzernchefs. Der 50-Jährige soll auf seinen Posten als Chief Financial Officer zurückkehren – sofern er denn bei dem Unternehmen bleibt.Der seit Juni amtierende AstraZeneca-Chairman, Ex-Volvo-Chef Leif Johansson, zeigte sich überzeugt, dass Soriot aufgrund seiner Führungsqualitäten, strategischen Ansichten und bisherigen Erfahrungen die “richtige Person” sei, um den Konzern in den kommenden Jahren zu Erfolgen zu führen. Die Berufung Soriots, der seit 1986 in der Pharmaindustrie tätig ist und in New York, Tokio, Sydney und Paris in verschiedenen Funktionen für Sanofi-Aventis bzw. deren Vorgängergesellschaften arbeitete, bevor er 2006 zu Roche kam, ließ Investoren gestern jedoch kalt. In London gab die Astra-Zeneca-Aktie um 0,5 % auf 2 966,50 Pence nach. Büßte das Papier im Jahresverlauf bis Ende Mai 15 % ein, so hat es seitdem allerdings die Verluste fast wieder aufgeholt.Chairman Johansson erklärte, der Zeitpunkt seines Antritts werde es Soriot ermöglichen, an der Überprüfung des strategischen Kurses teilzunehmen, die Mitte bis Ende des vierten Quartals abgeschlossen sein soll. Dem seit 2006 amtierenden Konzernchef Brennan, dessen Ausscheiden Ende April zusammen mit einem enttäuschenden Quartalsergebnis bekannt wurde, hatten Investoren vorgeworfen, nicht genug gegen den Ablauf einer Reihe von Patentschutzfristen bei umsatzstarken Medikamenten wie dem Schizophreniemittel Seroquel unternommen zu haben. Ein Analyst von Cenkos Securities meinte, die Berufung von Soriot, die eine gute Nachricht sei, signalisiere, dass AstraZeneca sich in Zukunft stärker im Biotech-Bereich engagieren werde. Verwiesen wird auf Erfahrungen des Franzosen, der als ehemaliger Chef von Genentech nicht nur für die Integration dieses von Roche übernommenen Biotech-Spezialisten aus San Francisco verantwortlich war, sondern damit auch wesentlich beteiligt war an der Entwicklung wichtiger Medikamente. Auch wird vermutet, dass AstraZeneca die seit der Übernahme von Medimmune 2007 praktizierte Zurückhaltung bei Großakquisitionen lockern könnte. Ein Vontobel-Analyst hob zudem die Expertise des ehemaligen Sanofi-Managers in der Konsolidierung und Restrukturierung eines Pharmaunternehmens hervor. An der “progressiven” Dividendenpolitik von AstraZeneca soll sich unter Soriot offenbar nichts ändern, wie Chairman Johansson gestern durchblicken ließ.Die Aktie von Roche sank gestern in Zürich um 0,7 % auf 174,70 sfr. Dabei präsentierten die Schweizer gleich einen Nachfolger für Soriot, der als Leiter des Pharmageschäfts eine Sparte mit einem Jahresumsatz im Umfang des AstraZeneca-Konzernumsatzes von zuletzt 34 Mrd. Dollar und mit weltweit 44 000 Mitarbeitern verantwortete. So soll der Amerikaner Daniel O’Day (Jahrgang 1964), bislang COO des Bereichs Diagnostics, zum 1. September den Posten des COO und Leiter des Pharmageschäfts übernehmen. O’Day arbeitet seit 1987 für Roche, Anfang 2010 übernahm er nach mehreren Stationen im Konzern die Leitung des weltweiten Diagnostikgeschäfts. Zum Nachfolger O’Days als COO des Bereichs Diagnostics berief Roche gestern ebenfalls zum 1. September Roland Diggelmann (Jahrgang 1967), bislang Leiter des Bereichs Diagnostics in der Region Asien/Pazifik. Der Schweizer kam 2008 zu dem in Basel ansässigen Unternehmen.