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Attackiert auf den letzten Metern

igo - Ziemlich genau sechs Monate lang wird Dieter Zetsche Daimler als Vorstandschef und Verantwortlicher für das Pkw-Geschäft noch leiten. Am 22. Mai übergibt er beide Ämter an Forschung- und Entwicklungsvorstand Ola Källenius. Nach einer...

Attackiert auf den letzten Metern

igo – Ziemlich genau sechs Monate lang wird Dieter Zetsche Daimler als Vorstandschef und Verantwortlicher für das Pkw-Geschäft noch leiten. Am 22. Mai übergibt er beide Ämter an Forschung- und Entwicklungsvorstand Ola Källenius. Nach einer zweijährigen Abkühlphase ist der 65-Jährige dann für den Aufsichtsrat vorgesehen, wo er den Vorsitzenden Manfred Bischoff beerben soll. Davon sind aber nicht alle Investoren des Autokonzerns angetan. Dieter Zetsche wird in den letzten Monate seiner Amtszeit noch einmal attackiert. Kritik an Plänen für Holding …Bereits die Entscheidung des Vorstands um Zetsche, den Konzern in eine Holding mit drei rechtlich selbständigen Einheiten umzubauen, hatte einigen Investoren nicht geschmeckt. Die grundsätzliche Idee fand zwar breite Zustimmung. Aber manche störten sich daran, dass Zetsche und Finanzvorstand Bodo Uebber den Verkauf von Konzernbereichen kategorisch ausschließen und sich zu möglichen Teilbörsengängen bis heute bedeckt halten.Einer dieser Kritiker ist der Fondsmanager Bert Flossbach. Er geht fest davon aus, dass sich Daimlers Börsenwert von derzeit 54 Mrd. Euro um die Hälfte steigern ließe, wenn sich der Konzern in einen Pkw- und einen Lkw-Hersteller aufspalten würde. Analysten schreiben der Lkw-Sparte eine Bewertung von bis zu 30 Mrd. Euro zu. Daimler fehlten “gute Eigentümer-Manager als Korrektiv”, schlussfolgerte Flossbach kürzlich daraus (vgl. BZ vom 1. November). Der Vermögensverwalter Flossbach von Storch hält rund 1,7 % an Daimler. … und AufsichtsratsvorsitzNun schießt mit dem Investmentfonds Harris Associates ein weiterer Investor gegen Zetsche, speziell gegen das Vorhaben, ihn zum Aufsichtsratschef zu machen. “Dieter Zetsche wird Daimlers Probleme auch als Chefaufseher nicht lösen”, sagte Fondsmanager David Herro dem “Manager Magazin”. Zetsche verantworte als Vorstandschef die Kursentwicklung des Konzerns. Und diese sei seit dessen Amtsantritt 2006 im Vergleich zu BMW und Volkswagen “beschämend”, sagte Herro dem Bericht zufolge weiter.Auf Jahressicht hat die Daimler-Aktie nach zwei Gewinnwarnungen bisher knapp 28 % verloren, während es bei BMW mit einer Gewinnwarnung 15 % und bei VW 10 % sind. Sie alle werden von hohen Investitionen in Elektromobilität, Vernetzung und autonomes Fahren belastet. Hinzu kommen der Abgasskandal sowie globale Handelsstreitigkeiten, die zu höheren Zöllen führen und auf die Nachfrage drücken. Die schlecht geplante Umstellung auf den neuen Abgaszyklus WLTP kostete zuletzt zusätzlich Absatz und Ergebnis.Der Daimler-Vorstand selbst argumentiert bezüglich der Kursentwicklung zudem gerne mit der Tatsache, dass man im Gegensatz zu Volkswagen und BMW keinen Ankeraktionär habe. Das Land Niedersachsen und die Porsche SE bei VW sowie Susanne Klatten und Stefan Quandt bei BMW sorgten dort für Stabilität – gerade wenn eine Flaute oder hausgemachte Probleme für Gegenwind sorgten.Daimlers größter Aktionär, der chinesische Milliardär und Chef der Auto-Holding Geely, Li Shufu, wird im Gegensatz zu Flossbach oder Herro indes seit seinem überraschenden Einstieg bei Daimler mit 9,7 % im Februar nicht müde zu betonen, wie fest er hinter dem Management und speziell Zetsche stehe.