Generali Versicherung

Aufstand der Greise

Italiens Versicherungsriese Generali steuert auf einen großen Showdown zu. Die greisen Aktionäre Leonardo Del Vecchio (86) und Francesco Gaetano Caltagirone (78) haben ihre Anteile von zusammen 11% mit dem Ziel gebündelt, den französischen...

Aufstand der Greise

Von Gerhard Bläske, Mailand

Italiens Versicherungsriese Generali steuert auf einen großen Showdown zu. Die greisen Aktionäre Leonardo Del Vecchio (86) und Francesco Gaetano Caltagirone (78) haben ihre Anteile von zusammen 11% mit dem Ziel gebündelt, den französischen Generali-CEO Philippe Donnet zu stürzen. Es war schon länger spekuliert worden, dass die beiden Unternehmer gemeinsame Absichten verfolgen. Sie mussten nun handeln, denn andernfalls hätte wohl die Börsenaufsicht Consob Aufklärung über deren Pläne verlangt.

Die Weichen über die künftige Generali-Governance sollen in den nächsten Tagen gestellt werden. Am 27. September will der bisherige Verwaltungsrat eine Liste mit den künftigen Mitgliedern vorstellen, die dann von der Generali-Hauptversammlung im April 2022 abgesegnet werden muss. Vorgesehen ist eine dritte Amtszeit für Donnet. Doch sollte es nicht noch zu einem Kompromiss in letzter Sekunde kommen, könnten sich zwei Listen gegenüberstehen: Eine, die vom bisherigen Verwaltungsrat präsentiert wird – mit Vertretern auch von Caltagirone und Del Vecchio – und eine alternative der beiden streitlustigen Aktionäre, natürlich ohne Donnet. Derzeit zeichnet sich eine klare Mehrheit für die Liste des aktuellen Verwaltungsrats unter Führung von Generali-Großaktionär Mediobanca (Anteil: 13%) ab. Del Vecchio, Großaktionär des Brillenriesen EssilorLuxottica und reichster Privatmann Italiens, sowie der Bau-Unternehmer Caltagirone dürften deshalb versuchen, neben der Familie Benetton (3,9%) und den Sparkassenstiftungen (1,8%) institutionelle Anleger (ca. 40%) auf ihre Seite zu ziehen. Letztere haben aber bisher stets die Linie des bisherigen Verwaltungsrats unterstützt.

Wie Del Vecchio und Caltagirone die Investoren überzeugen wollen, ist unklar. Denn Donnet hat geliefert. Trotz Coronakrise hat er alle Ziele auch des zweiten Strategieplans erreicht. Die Ergebnisse des ersten Halbjahres 2021 lagen deutlich über den Erwartungen und der Total Shareholder Value ist seit Donnets Amtsantritt im November 2016 um 103% gestiegen, mehr als bei Zurich (99%), Allianz (62%) oder Axa (36%). Den beiden greisen Patriarchen ist angeblich Donnets Strategie zu vorsichtig. Der CEO setzt auf kleinere und mittlere Akquisitionen und den Ausbau des Assetmanagements und hat zuletzt den italienischen Versicherer Cattolica übernommen sowie eine Übernahme in Malaysia getätigt. Del Vecchio soll von einem großen Deal, ähnlich der Fusion seiner Luxottica mit der französischen Essilor, träumen, der Generali in eine neue Dimension katapultiert. Angeblich denkt er, dass Generali, eines der letzten italienischen Wirtschaftsschwergewichte, gegenüber Allianz, Zurich und Axa an Boden verloren hat. Doch es besteht die Gefahr, dass Generali bei einem Sturz Donnets Schaden leidet – etwa im Hinblick auf die Glaubwürdigkeit an den Märkten. Die meisten Analysten wünschen sich, dass Donnet weitermacht. Als seine möglichen Nachfolger werden Carlo Cimbri von der Versicherung Unipol, Ex-Monte-dei-Paschi-Chef Marco Morelli, Post-CEO Matteo del Fante, Allianz-Manager Sergio Babinot und Generali-Deutschland-Chef Giovanni Liverani gehandelt. Pikantes Detail am Rande. Sowohl Del Vecchio als auch Caltagirone sind Aktionäre ihres Gegenspielers Mediobanca: Zusammen sind sie mit 23% an der Investmentbank beteiligt.

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