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Auftakt mit Ausrufezeichen bei Pfeiffer

Von Daniel Schauber, Frankfurt Börsen-Zeitung, 13.1.2021 Dr. Britta Giesen ist gerade einmal ein paar Tage im Amt, da setzt sie schon das erste Ausrufezeichen. Die neue Chefin des Spezialmaschinenbauers Pfeiffer Vacuum verzichtet auf das übliche...

Auftakt mit Ausrufezeichen bei Pfeiffer

Von Daniel Schauber, FrankfurtDr. Britta Giesen ist gerade einmal ein paar Tage im Amt, da setzt sie schon das erste Ausrufezeichen. Die neue Chefin des Spezialmaschinenbauers Pfeiffer Vacuum verzichtet auf das übliche Ritual, die ersten hundert Tage abzuwarten und danach mehr oder weniger behutsam durchblicken zu lassen, dass das von ihr übernommene Haus nicht ganz so besenrein übergeben wurde, wie der Vorgänger es bei der Amtsübergabe glauben machen wollte. Die 54-jährige Giesen macht das genaue Gegenteil. Sie überrascht die Aktionäre des TecDax-Werts schon wenige Tage nach Jahresschluss mit starken Zahlen fürs vierte Quartal und lässt erkennen, dass sie die bisherige Mittelfristplanung ehrgeiziger gestalten will (vgl. BZ vom 12. Januar).Fast hätte man ahnen können, dass die neue Chefin des Halbleiterzulieferers die Füße nicht lange stillhalten würde. Zu Giesens Amtsantritt am 4. Januar hatte Aufsichtsratschefin Ayla Busch schon bekundet, man sei “beeindruckt” von Giesens “dynamischem und teamorientiertem Führungsstil” sowie vom “entschlossenen Handeln” seit ihrem Eintritt bei Pfeiffer Vacuum im Oktober 2020, während sie dem Amtsvorgänger Dr. Eric Taberlet “alles Gute für seinen Ruhestand” hinterherschickte.Nun weht in der Firmenzentrale in Aßlar unter Führung von Giesen und Kontrolle von Ayla Busch frischer Wind. Die beiden Frauen dürften ein ungewöhnlich enges Gespann bilden. Pfeiffer gehört nach einem Machtkampf mit dem früheren Topmanagement inzwischen zu mehr als 60 % zum nicht börsennotierten Familienkonzern Busch. Der Großaktionär, ein verschwiegener Pumpenhersteller aus Maulburg, ging schon bei der scheibchenweisen Übernahme wenig zimperlich vor und hat dafür gesorgt, dass der Pfeiffer-Vorstand jetzt nur noch aus zwei Personen (CEO Giesen und Chief Operations Officer Wolfgang Ehrk) besteht.Busch hat hinreichend bewiesen, dass sie bei Pfeiffer rigoros in ihrem Interesse durchgreift – was schon bald die Frage aufwarf, wer faktisch noch die Interessen des Streubesitzes bei dem traditionsreichen Maschinenbauer wahren würde. Nimmt man den Börsenkurs als Maßstab, so haben die verbliebenen freien Aktionäre bislang unter dem festen Griff des Ankeraktionärs Busch allerdings Grund zur Freude. Das Papier notiert mit rund 180 Euro auf Rekordniveau, was vor allem daran liegt, dass Pfeiffer zu den Profiteuren der Corona-Pandemie gehört. Denn die Vakuumpumpen der Hessen werden vor allem von den großen Halbleiterherstellern gekauft, die wegen der hohen Nachfrage nach IT-Geräten ihre Kapazitäten ausbauen müssen. Auch deshalb kann sich Pfeiffer unter Giesen nun vornehmen, in den nächsten drei bis fünf Jahren den Marktanteil durch organisches Wachstum und Akquisitionen zu vergrößern, den Umsatz “wesentlich” zu steigern und die Profitabilität “erheblich” zu verbessern. Erfahrung für diese Aufgabe bringt die Chefin mit. Die Diplom-Wirtschaftsingenieurin (Maschinenbau, Operations-Research) war zuletzt Chief Operating Officer des Düsseldorfer Gebäudemanagement-Spezialisten ISS Facility Services. Davor war sie unter anderem CEO bei ThyssenKrupp Access Solutions und Senior Vice President der Geschäftseinheit Unterwasserpumpen bei KSB.