Ballmer zieht vom Microsoft-Board in die Clippers-Loge um
Von Sebastian Schmid, New YorkEx-CEO Steve Ballmer kappt acht Monate nach seiner Ablösung durch Satya Nadella die letzte direkte Verbindung zum Microsoft-Management. Der frisch gebackene Eigentümer des Profi-Basketballclubs Los Angeles Clippers zieht sich auch aus dem Board des Softwarekonzerns zurück und will die Geschicke seines Ex-Konzerns nur noch als Hauptaktionär an der Seitenlinie verfolgen. Damit gewährt er Microsoft-Chef Nadella größere Unabhängigkeit in seinen Entscheidungen, die dieser nun nicht mehr ständig unter dem prüfenden Blick seines Vorgängers treffen muss. In einem offenen Brief an Nadella verspricht Ballmer, mutige Schritte des Managements auch als Aktionär stets zu unterstützen. Er werde sich Microsoft immer verbunden fühlen.Neben seiner neuen Aufgabe als Eigentümer der Clippers will Ballmer künftig an der University of Southern California Marshall School of Business unterrichten, wie er in einem Interview mit der “Los Angeles Times” ankündigte. Dort dürfte der temperamentvolle Manager, dem seine mitunter tobsuchtsähnlichen Auftritte bei Firmenveranstaltungen von Microsoft den Spitznamen “Monkey Boy” eingetragen haben, den Studenten ebenso einheizen wie kürzlich den Clippers-Fans. Bei der Team-Präsentation vor wenigen Tagen zeigte er einmal mehr seine Einheizerqualitäten. Neben lautstarken Anfeuerungsrufen übte er sich sogar im “Chest Bump” mit den Fans. Diesmal kam er dabei immerhin verletzungsfrei davon. 1991 hatte er bei einem Microsoft-Treffen so laut “Windows” skandiert, dass er sich anschließend die Stimmbänder operieren lassen musste.Ballmer, der 1980 bei der Softwarefirma seines Freundes Bill Gates angeheuert hatte, behielt im Mai im Bieterwettkampf um die LA Clippers gegen ein Konsortium um Oracle-Chef Larry Ellison die Oberhand. Damit glückte ihm der Kauf eines NBA-Teams, ein Jahr nachdem er bei den Sacramento Kings gescheitert war. Der Ex-Microsoft-Chef ließ sich seinen Traum 2 Mrd. Dollar kosten – so viel, wie noch nie zuvor für ein Basketballteam gezahlt wurde. Donald Sterling, der vorherige Besitzer der Clippers, kam mit dem Verkauf einer drohenden Zwangsversteigerung zuvor, nachdem er mit rassistischen Äußerungen in der Liga für Aufruhr gesorgt hatte.Für Sterling, der die Mannschaft 1981 für 12,5 Mill. Dollar gekauft hatte, war es ein sensationelles Geschäft. Für Ballmer war es die Antwort auf die Frage, für was er sich nach drei Jahrzehnten beim Softwarekönig noch begeistern könnte. “Ich liebe Basketball”, erklärte er gleich nach dem Kauf. Allerdings räumte er auch ein, den Sport nie wirklich beherrscht zu haben. Böse Zungen könnten behaupten, dies gelte auch für die Leitung eines Softwarekonzerns. Derart schnippische Kommentare können sich die Kritiker künftig verkneifen. Egal, wie es für Microsoft weitergeht – Ballmer nimmt darauf keinen Einfluss mehr.