Die Familie zieht sich aus der Bauer AG zurück
Familie auf dem Rückzug aus der Bauer AG
Von Joachim Herr, München
Der Münchner Immobilienunternehmer Alfons Doblinger und seine Frau Sabine haben die Kontrolle fest in der Hand: Das Ehepaar stockte im Sommer mit einem Übernahmeangebot ihren gemeinsamen Aktienanteil an der Bauer AG auf knapp 75% auf. Seit dem 21. Juni sind die Aktien des Tiefbau- und Maschinenbauunternehmens mit Sitz in Schrobenhausen (Oberbayern), das 2006 an die Börse gegangen war, nicht mehr in Frankfurt notiert.
Die Familie Bauer zieht sich seit drei Jahren schrittweise aus dem Unternehmen zurück, das ihr Vorfahre Sebastian Bauer im Jahr 1790 als Kupferschmiede gegründet hatte. Bis Dezember 2020 hatte ein gutes Dutzend Familienmitglieder noch 48% der Aktien besessen. Im Rahmen von zwei Kapitalerhöhungen und einer Privatplatzierung baute Doblinger seinen Einfluss aus, ehe die von seiner Frau kontrollierte SD Thesaurus GmbH eine Übernahmeofferte unterbreitete.
Seit 1982 im Unternehmen
In der langen Unternehmensgeschichte der Familie Bauer bedeutete dies einen tiefen Einschnitt. Der nächste folgt in Kürze mit dem Rückzug von Thomas Bauer, der seit 1982 im Unternehmen tätig ist und von 1994 bis 2018 Vorstandsvorsitzender war. Jetzt kündigte die Bauer AG an, Thomas Bauer werde vor der nächsten Aufsichtsratssitzung im Dezember sein Amt als Vorsitzender des Kontrollgremiums niederlegen.
Gleichzeitig gab das Unternehmen bekannt, dass Alfons Doblinger, Jahrgang 1944, seit Anfang dieses Monats neu im Aufsichtsrat ist. Seine 24 Jahre jüngere Ehefrau gehört dem mit sechs Personen besetzten Gremium seit 2021 an. Dass sich der 68 Jahre alte Tomas Bauer angesichts der neuen Mehrheitsverhältnisse zurückzieht, wäre nicht ungewöhnlich. Doch in der Mitteilung heißt es, man habe „sich wegen unterschiedlicher Auffassungen zur Ausrichtung des Unternehmens auf die Zukunft darauf verständigt, sich mit Respekt zu trennen“.
Auf dem Sprung ins Ministeramt
Offenbar war es Thomas Bauer ein Anliegen, auf Differenzen hinzuweisen. Über Einzelheiten wollte sich ein Sprecher der AG nicht äußern. Thomas Bauer engagierte sich über die Firma hinaus: Von 2011 bis 2016 war er Präsident des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie. Als CSU-Mitglied war er 18 Jahre lang bis 2021 Landessschatzmeister der Partei. 2009 stand er für die Nachfolge des zurückgetretenen Bundeswirtschaftsministers Michael Glos bereit. Den Posten erhielt jedoch Karl-Theodor zu Guttenberg.
Im Vorstand noch präsent
Mit Thomas Bauers Abgang endet allerdings nicht die Präsenz der Familie im Unternehmen. Sein 1982 geborener Sohn Florian ist seit 2018 im Vorstand. Seit dem Rücktritt des Vorstandsvorsitzenden Michael Stomberg im März dieses Jahres führt er das Unternehmen zusammen mit Finanzchef Peter Hingott. Und Mitglied des Aufsichtsrats ist nach wie vor Thomas Bauers Schwester, die Diplom-Ingenieurin Elisabeth Teschemacher (Jahrgang 1961).
Zum Nachfolger für Thomas Bauer als Mitglied und Vorsitzender des Aufsichtsrats wird Bastian Fuchs (49) vorgeschlagen. Der auf Baurecht spezialisierte Jurist ist einer der Geschäftsführer der in Schrobenhausen und der Region tätigen Kanzlei Topjus Rechtsanwälte. Bauer-Vorstand Hingott kennt Fuchs schon lange: „Er begleitet unser Unternehmen als Rechtsberater seit über 20 Jahren, kennt die Strukturen und unser Geschäft sehr gut.“