Baumeister der LBBW
Baumeister der LBBW sagt Sparkassen Adieu
spe Stuttgart
Dass er noch Mitglied der Volksbank Bisingen/Hohenzollern war, daraus machte Heinrich Haasis auch dann kein Hehl, als er bereits 2001 Präsident des vereinten Sparkassenverbands in Baden-Württemberg war. Schließlich hatte er just an diesem Ort auf der Schwäbischen Alb als Bürgermeister seine kommunalpolitische Karriere begonnen. Geboren 1945 in Balingen, war Haasis von 1981 bis 1991 Landrat des Zollernalbkreises und von 1976 bis 2001 für die CDU Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg.
Als er 1991 das Präsidentenamt des Württembergischen Sparkassen- und Giroverbandes in Stuttgart übernahm, präsentierte sich seine Finanzgruppe im Land als „sehr zersplittert“, wie Haasis der „Börsen-Zeitung“ sagte. In der Folge schmiedete er 1998 die Struktur der LBBW, wie sie noch heute besteht, weshalb man ihn zusammen mit dem damaligen Ministerpräsidenten Erwin Teufel getrost als Baumeister des Instituts bezeichnen kann. „Mir ging es immer darum, die Finanzgruppe zu einen“, sagt Haasis rückblickend. Dies gilt auch für die Zusammenführung von acht öffentlichen Versicherungen zur heutigen SV Versicherung Stuttgart. Neben der Fusion der Landesbausparkassen erfolgte 2001 die Zusammenlegung der beiden Sparkassen- und Giroverbände Württemberg und Baden zum Sparkassenverband Baden-Württemberg (SVBW), dessen erster Präsident Haasis wurde. Er, der stets als geschickter Drahtzieher galt, konnte dabei durch seine Verwurzelung in der Landes-CDU und der Sparkassenorganisation auf eine solide Machtbasis bauen.
Nachdem Haasis 2006 für sechs Jahre zum Präsidenten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) avancierte, weitete er sein Credo „Sparkassen regional, Verbund zentral“ auf die gesamte Finanzgruppe aus. Zu seinen größten Erfolgen zählt er den Erhalt des Bezeichnungsschutzes „Sparkasse“, den er mit Hilfe der Bundesregierung der EU-Kommission abgerungen hatte. Ebenso gelang es in seiner Amtszeit, dem DSGV die Mehrheit an der Landesbank Berlin zu sichern, nachdem die EU-Kommission deren Privatisierung bis 2007 angeordnet hatte. „Mit dem Erwerb der Landesbank ist es uns gelungen, in Berlin eine echte Sparkasse zu erhalten und die Marke Sparkasse zu schützen“, sagt er heute. Bliebe die internationale Finanzkrise 2008, „eine Zeit, in der wir am Abgrund standen“. Aufgrund des Haftungsverbunds mit den Landesbanken mussten auch die Sparkassen bluten – unter anderem bei der Abwicklung der damals größten Landesbank, der WestLB – „aber eben ohne Schaden für die Kunden“, so Haasis.
Für den heute 79-Jährigen endet zum 30. Juni das letzte Kapitel innerhalb der Sparkassenorganisation, für die er 43 Jahre aktiv war. Nach zwölf Jahren an der Spitze der Deutschen Sparkassenstiftung übergibt er sein Amt als ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender an den ehemaligen Sparkassenpräsidenten Helmut Schleweis. Haasis will dann kürzertreten. Dennoch, seine Mitgliedschaft in mehreren Kuratorien, wie etwa dem des Ifo-Instituts in München, wird Haasis‘ wachen Geist weiter fordern.