Nachruf

Bauunternehmer Ignaz Walter mit 87 Jahren gestorben

Der Bauunternehmer Ignaz Walter ist plötzlich gestorben, wie seine Familie mitteilt. Die Insolvenz seines börsennotierten Konzerns vor gut 18 Jahren hatte ihn hart getroffen.

Bauunternehmer Ignaz Walter mit 87 Jahren gestorben

Ignaz Walter †

jh Frankfurt

In der Baubranche war Ignaz Walter jahrzehntelang eine Größe. 1963 hatte er in Augsburg sein erstes Unternehmen gegründet, mit Zukäufen baute er die Walter-Bau-Gruppe zum zweitgrößten Baukonzern in Deutschland aus. In der Spitze beschäftigte sie rund 50.000 Mitarbeiter und war stolz darauf, von Vancouver bis Sydney aktiv zu sein. Als Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie von 1997 bis 2005 war Walter über sein Unternehmen hinaus eine wichtige und streitbare Stimme in der Branche. Jetzt ist er im Alter von 87 Jahren plötzlich gestorben, wie seine Frau, seine beiden Söhne und seine Tochter mitteilen.

Ein tiefer Einschnitt war für den knorrigen Unternehmer die Insolvenz seiner Baugruppe im Jahr 2005. Er hatte stets mit Stolz an seinen Fleiß und Zielstrebigkeit erinnert. "Neid muss man sich hart erarbeiten", lautete einer seiner Leitsprüche. Walter hatte als Maurerlehrling begonnen, holte die Hochschulreife nach und studierte Bauingenieurwesen und Architektur.

Ringen um Avalkredite

Wie schwer ihm die spätere Pleite des börsennotierten Unternehmens zusetzte, verdeutlicht die Internetseite prof-walter.de, die als eine Art Mahnmal im Netz steht. Aus seiner Sicht war die "Vernichtung der Walter Bau AG" ein "unglaubliches Wirtschaftsverbrechen". Die Schuld am Zusammenbruch des Konzerns gab er den Banken, vor allem der Deutschen Bank, weil sie Avalkredite gekündigt habe. Ohne diese Bürgschaften ließen sich große Projekte nicht mehr zwischenfinanzieren.

Walter beklagte sich über "Gierbanker". Dagegen hielten ihm Kritiker vor, in den letzten Monaten vor der Insolvenz den Sinn für die Realität verloren und sich mit Sturköpfigkeit und Eigensinn ins Aus manövriert zu haben. Zu dieser Zeit war Walter Aufsichtsratsvorsitzender – freilich ein sehr aktiver. Den Vorstandsvorsitz hatte er 1996 abgegeben.

"Fremdgesteuerte Vernichtung"

In drei Buchbänden verarbeitete Walter seinen Weg vom Aufbau bis zur "mutwilligen, fremdgesteuerten Konzernvernichtung". Mit den Worten "Ich wundere mich, dass ich das alles überlebt habe" kommentierte er seine Erlebnisse.

Nach dem Zusammenbruch der Baugruppe engagierte er sich als Aufsichtsrat der von seinen Söhnen geführten Walter Beteiligungen und Immobilien AG und für seine Kunstsammlung im Augsburger Glaspalast der Familie.

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