Bawag-Spitzenverdiener beruft sich auf Tradition als Arbeiterbank
Bawag-Chef entdeckt die Tradition der Bank
Bloomberg Wien
Der Chef der österreichischen Bawag Group beruft sich neuerdings auf Tradition und Geschichte der einstigen Gewerkschaftsbank. Hintergrund ist ein Streit mit einem aktivistischen Aktionär, der unter anderem exorbitante Managementgehälter kritisiert. “Wir bekennen uns zu unserer langen und reichen Tradition als ‘Arbeiterbank’, die allen Bevölkerungsgruppen dient von Gewerkschaftern über Rentner bis hin zu unterschiedlichen migrantischen Communities”, trug Bawag-Chef Anas Abuzaakouk bei der Präsentation der Quartalszahlen vor. “Eine reiche Geschichte und Tradition, die über 100 Jahre zurückreicht.”
Die Bawag wurde tatsächlich im Jahr 1922 als “Arbeiterbank” von Karl Renner gegründet, dem sozialdemokratischen ersten Staatskanzler der Republik Österreich nach dem 1. Weltkrieg. Nach 1945 kam sie in den Besitz des Österreichischen Gewerkschaftsbunds, der sie nach einem Bilanzskandal 2006 an den Finanzinvestor Cerberus Capital verkaufen musste.
Andere Qualitäten als Gewerkschaftsnähe
Seitdem wurde die Tradition als rote Gewerkschaftsbank eher klein geschrieben. Cerberus sanierte das Institut mit harter Hand und Managern aus den eigenen Reihen – darunter Abuzaakouk –, die sich großteils durch andere Qualitäten als Gewerkschaftsnähe auszeichneten.
Immerhin stellte sich nach einigen Jahren Durststrecke der finanzielle Erfolg ein. Die Bank ist inzwischen an der Börse und Cerberus mit Gewinn ausgestiegen. Im zweiten Quartal stieg der Gewinn erneut um 30% und im Gesamtjahr soll er vor Steuern auf über 875 Mill. Euro anwachsen, wie die Bawag bekanntgab. Die Kosten-Ertrags-Relation der Bawag liegt bei rund 32%, die Eigenkapitalrendite bei über 25% – beides Zahlen, von denen die meisten europäischen Banken nur träumen können.
Höhere Bezüge als Sewing und Orcel
Nur träumen können allerdings auch die meisten europäischen Bankmanager von den Gehältern des Bawag-Vorstands. Abuzaakouk verdiente 2021 rund 10,5 Mill. Euro – mehr als Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing oder Unicredit-Boss Andrea Orcel. Auch mit der Aufsicht gab es zu diesem Thema bereits Diskussionen. Nicht zuletzt deswegen mehrten sich zuletzt kritische Stimmen, am lautesten die des aktivistischen Fonds Petrus Advisers des Wieners Klaus Umek. Petrus hatte Ende Juni eine Short-Position bekanntgegeben und Fragen zur Einlagenbasis der Bawag, zum Engagement in US-Immobilien und zu Managementgehältern und -krediten aufgeworfen und von der Aufsicht eine Dividendensperre verlangt. Die Bawag wischte die Fragen als “inkonsistent, aus dem Zusammenhang gerissen und irreführend” vom Tisch.