Von Annette Becker, DüsseldorfÜberraschend kommt die Nachricht nicht: Bayer und Erica Mann, die im Vorstand für das seit Quartalen schwächelnde Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten (OTC) verantwortlich zeichnet, gehen getrennte Wege. Nach Lesart von Bayer wollte die 59-Jährige ihren im Dezember 2018 auslaufenden Vorstandsvertrag nicht verlängern. Da mit Heiko Schipper, einem Top-Manager von Nestlé, frühzeitig ein Nachfolger gefunden worden sei, verlasse Mann das Unternehmen nun schon Ende März kommenden Jahres.Das dürfte allerdings nur die halbe Wahrheit sein, ist es doch kein Geheimnis, dass die Geschäftsentwicklung der Sparte Consumer Health seit geraumer Zeit zu wünschen übrig lässt. Insbesondere die 14 Mrd. Dollar schwere Übernahme des OTC-Geschäfts von Merck & Co hat bislang nicht das gebracht, was sich Bayer davon versprach. Musste zunächst die Realisierung der versprochenen Synergien verschoben werden, folgten im zurückliegenden Geschäftsjahr Wertkorrekturen (160 Mill. Euro) auf zwei Marken aus dem Merck-Portfolio. Mitte dieses Jahres war dann klar, dass die Prognose für Consumer Health nicht zu halten sein würde. Faktisch wird die Sparte Consumer Health im laufenden Turnus mit einem Ergebnisrückgang konfrontiert sein.Insbesondere in den USA läuft das Geschäft nicht rund. Die Probleme seien erheblich größer als erwartet, musste Bayer-Chef Werner Baumann vor wenigen Wochen einräumen. Neben Schwächen einzelner Marken hat sich nämlich auch das Marktumfeld stark gewandelt. Der E-Commerce hält Einzug in das Geschäft mit verschreibungsfreien Medikamenten, die bislang vornehmlich in Drugstores über den Ladentisch gingen. Die Einzelhändler stehen folglich unter Druck, den sie an ihre Lieferanten weitergeben.Angesichts der nachhaltigen Geschäftsschwäche war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann Bayer aus der Misere auch personelle Konsequenzen ziehen würde. Zupass kam Bayer nun der Umbau bei der Schweizer Nestlé. Im Zuge dessen verliert der Spartenleiter Nutrition, Heiko Schipper, seinen Posten. Seit 2013 führte der gebürtige Niederländer das Geschäft mit Babynahrung. Nestlé will die Sparte mit einem Jahresumsatz von 8,8 Mrd. Euro künftig über drei Regionalleiter steuern, dadurch wird der globale Spartenchef obsolet.Der 48-jährige Schipper hat sein bisheriges Berufsleben im Nestlé-Konzern verbracht. Nach dem BWL-Studium in Amsterdam startete er 1996 mit einem Trainee-Programm für internationales Marketing und arbeitete sich anschließend über verschiedene Führungspositionen in Südostasien, der Schweiz und China nach oben. 2013 übernahm er die Leitung der Sparte Nutrition, im Oktober 2014 stieg er in den Executive Board des weltgrößten Lebensmittelkonzerns auf. Seit 2011 an BordMann war im März 2011 von Pfizer zu Bayer gewechselt, um die Leitung der damaligen Division Consumer Care zu übernehmen. Im Zuge der Abspaltung von Covestro und der Akquisition des OTC-Geschäfts von Merck ordnete Bayer die verbleibenden Geschäfte neu. Der Teilkonzern Healthcare wurde in das Pharmageschäft einerseits und das Consumer-Health-Geschäft andererseits aufgeteilt. Zugleich nahm Bayer 2016 Abschied von der Holding, so dass die Spartenchefs in den vergrößerten Konzernvorstand aufrückten.