Baywa-Chefaufseher Lutz tritt nach Führungskrise zurück
Baywa-Chefaufseher tritt nach verlorenem Machtkampf mit CEO ab
sck München
Nach einem massiven hausinternen Streit über die Einhaltung von Compliance-Regeln ist der Aufsichtsratsvorsitzende des Agrarhandelskonzerns Baywa, Klaus Josef Lutz, Knall auf Fall nach einer Sondersitzung des Gremiums zurückgetreten. Wie das Münchner SDax-Mitglied zum Wochenschluss ad hoc mitteilte, habe der 65-Jährige sein Amt mit "sofortiger Wirkung" niedergelegt. Nach einer langjährigen Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender des traditionsreichen Unternehmens wechselte der Jurist im Frühjahr 2023 in das Kontrollgremium und übernahm dessen Vorsitz.
Die Entscheidung von Lutz, das Handtuch zu werfen, fiel kurz nach der Meldung der Baywa, dass der Aufsichtsrat in seiner außerordentlichen Sitzung vom Freitag dem Vorstand und Lutz' Nachfolger, CEO Marcus Pöllinger, das "uneingeschränkte Vertrauen" ausgesprochen habe. Zuvor wurde noch spekuliert, dass das Kontrollgremium Pöllinger absetzen könnte. Die Sondersitzung des Gremiums muss infolge der Führungskrise recht turbulent verlaufen sein. Im Kern ging es nach Unternehmensangaben um den Vorwurf gegen Pöllinger, gegen Regeln guter Unternehmensführung verstoßen zu haben. Zu Details in diesem Fall machte die Baywa keine näheren Angaben. In der Causa soll der 45-jährige Betriebswirt angeblich das Vertrauen des Chefaufsehers verloren haben. In dem eskalierten Machtkampf zog Lutz dann den Kürzeren, als er merkte, dass er im Kontrollgremium keine Mehrheit hinter sich hat. Das Verhältnis zwischen Lutz und Pöllinger war damit endgültig zerrüttet. Im 16-köpfigen Aufsichtsrat ist Bernhard Loy erster stellvertretender Vorsitzender.
Pöllinger ist erst seit April vergangenen Jahres CEO der Baywa. Der Manager gehört dem obersten Führungsgremium seit 2018 an. Im Frühjahr 2023 machte der Wechsel an der Spitze des Konzerns von außen den Eindruck, als handele es sich um einen reibungslosen Übergang. Der sehr selbstbewusste Lutz ist für seine Direktheit bekannt. Unter seiner Regie entwickelte sich die zum genossenschaftlichen Sektor gehörende Baywa-Gruppe zu einem internationalen Handelskonzern, die sehr viel Geld verdient im Geschäftsfeld erneuerbare Energien. Lutz erwartete von seinem Nachfolger, dass er diese Strategie weiter verfolgt. Neben Pöllinger gehören dem Vorstand der Baywa Andreas Helber (Finanzen), Marlen Wienert (Agrar, Technik, Energie) und Reinhard Wolf (Vertreter des österreichischen Schwesterkonzerns RWA Raiffeisen Ware Austria AG) an.
Die beiden größten Einzelaktionäre der Baywa sind die Bayerische Raiffeisen-Beteiligungs AG (38,1% des Grundkapitals) und die Raiffeisen Agrar Invest AG (28,1%). Der Streubesitz hält 33,8% des Grundkapitals. Beide Großaktionäre verfügen über Vertreter im Aufsichtsrat.