Bei Compugroup heißt der CEO wieder Gotthardt – Rauch geht
Rauch geht – Compugroup-CEO heißt wieder Gotthardt
Von Helmut Kipp, Frankfurt
Mit Michael Rauch verlässt der zweite familienfremde CEO den Softwarekonzern Compugroup Medical nach kurzer Zeit an der Managementspitze. Ab nächsten Monat leitet mit Daniel Gotthardt, Sohn des Gründers und langjährigen Firmenchefs Frank Gotthardt, wieder ein Familienmitglied das Unternehmen. Der Verwaltungsrat habe den Sohn mit Wirkung zum 1. September zum CEO ernannt, teilt Compugroup mit.
Gründer nach wie vor die zentrale Instanz
Der Patriarch Frank Gotthardt hatte Ende 2020 mit 70 Jahren den CEO-Posten abgegeben, blieb aber als Vorsitzender des Verwaltungsrats und Großaktionär die zentrale Instanz des auf Informationssysteme für Ärzte, Apotheken und Krankenhäuser spezialisierten Unternehmens, das als Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) firmiert. Als Nachfolger kam Dirk Wössner von der Deutschen Telekom, wo er das Deutschlandgeschäft geleitet hatte. Nach anderthalb Jahren war für Wössner Schluss. Die Trennung wurde mit „unterschiedlichen Auffassungen hinsichtlich der langfristigen Strategie“ begründet. Rauch war länger an Bord. Er kam im August 2019 als CFO zu Compugroup und wurde nach dem Wössner-Abgang zusätzlich Sprecher der geschäftsführenden Direktoren. Im Mai 2023 stieg er zum CEO auf. Die CFO-Funktion übergab er im Februar 2024 an Daniela Hommel. Rauchs Vertrag lief eigentlich bis Juli 2027.
Der 1972 geborene Rauch verlasse Compugroup Medical „im besten gegenseitigen Einvernehmen“, um sich neuen beruflichen Herausforderungen zu widmen, heißt es in der offiziellen Mitteilung. Zu den Hintergründen der abrupten Trennung machen die Koblenzer keine Angaben, aber für Außenstehende liegt ein Zusammenhang mit der Umsatz- und Gewinnwarnung vom 9. Juli nahe. Die Prognoserevision kam nicht gänzlich unerwartet, fiel aber überraschend heftig aus. Daraufhin stürzte die Notierung auf ein Zehnjahrestief.
Kurssturz nach Gewinnwarnung
Die Ad-hoc-Meldung kostete die Anteilseigner an nur einem Tag 32% des Börsenwertes. Seither dümpelt die Aktie auf dem tiefen Niveau dahin. Zuvor musste Rauch bereits die Mittelfristziele zurücknehmen, die eine bereinigte Marge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von rund 27% des Umsatzes im Jahr 2025 vorsahen. Dieser Schritt erfolgte zu einer Zeit, als Analysten das Erreichen des Ziels schon recht unwahrscheinlich erschien.
„Hochloyal“
Rauch hat lange für den Konsumgüter- und Klebstoffhersteller Henkel gearbeitet und war vor seinem Wechsel zu Compugroup als CFO der Parfümeriekette Douglas tätig. Verwaltungsratschef Frank Gotthardt bescheinigt Rauch, dass er sich „hochloyal“ in den Dienst des Unternehmens und seiner Anteilseigner gestellt habe. Die Zusammenarbeit sei sehr gut gewesen. Mit seinem Sohn nehme nun ein Mediziner die CEO-Position ein, was die inhaltliche Ausrichtung des Unternehmens und die Kundeorientierung unterstreiche.
Der 1973 geborene Daniel Gotthardt ist Compugroup seit langem als Aktionär und Aufsichts- bzw. Verwaltungsrat verbunden. Seit Anfang 2023 ist der Medizinprofessor, der 6,66% des Aktienkapitals hält, als Chief Medical Officer und Senior Vice President tätig. Gotthardt hat am Max-Planck-Institut für medizinische Forschung sowie am Imperial College in London promoviert und arbeitete 13 Jahre lang am Universitätsklinikum Heidelberg, zuletzt als geschäftsführender Oberarzt.
Sohn ist ebenfalls Gründer
Außerdem baute er eigene unternehmerische Aktivitäten auf. Er gründete die Gotthardt Healthgroup (GHG) in Heidelberg, war Geschäftsführer der Mediteo GmbH (Arzneimittel-App) sowie einziges Vorstandsmitglied der GHG und der XLHealth. Im November 2022 gab Compugroup die Übernahme von zwei GHG-Geschäftseinheiten bekannt, mit der das Portfolio datenbasierter Lösungen für den Gesundheitssektor erweitert werde.