Bei SAP beginnt die Zeit von Punit Renjen
Bei SAP beginnt die Ära Punit Renjen
sar Frankfurt
Die Aktionäre des Walldorfer Softwarekonzerns SAP haben am Donnerstag die Nachfolge von Hasso Plattner im Aufsichtsrat eingeleitet und seinen designierten Nachfolger Punit Renjen nahezu einstimmig in das Gremium gewählt. Wie das Unternehmen mitteilte, lag die Zustimmung zur Wahl Renjens bei mehr als 99%. Bei der in Präsenz abgehaltenen Hauptversammlung waren laut SAP 65,7% des Grundkapitals anwesend, inklusive der Briefwähler stimmten 73,2% des Grundkapitals ab.
Punit Renjen soll spätestens mit dem Ende von Plattners Amtszeit im Mai 2024 den Vorsitz des Aufsichtsgremiums übernehmen. Er hat mehrere Jahrzehnte in der Unternehmensberatung gearbeitet und stieg Mitte 2015 zum CEO von Deloitte auf. Heute ist der US-Staatsbürger selbständiger Unternehmensberater und lebt in Portland, Oregon.
Noch wenig bekannt
In Deutschland ist der in Indien geborene Renjen dagegen noch kein durchweg bekannter Name, wie beispielsweise aus dem Kommentar der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) zur Übergabe im Aufsichtsrat hervorgeht. Die DSAG würdigt Plattner darin für „ein bemerkenswertes Lebenswerk“. Man habe Plattner „immer als Visionär und als treibende Kraft wahrgenommen, der die technologischen Innovationen entwickelt und vorantreibt“, sagte der DSAG-Vorstandsvorsitzende Jens Hungershausen.
Zum Nachfolger Punit Renjen dagegen gibt es bei den Anwendern noch keine Meinung: Er sei der DSAG „bisher nicht bekannt“ gewesen, heißt es schlicht. Es werde interessant sein zu sehen, wie Renjen seine Beratungskompetenz in den SAP-Aufsichtsrat einbringen werde. Das Gremium sei bislang „aufgrund der Vita von Hasso Plattner sehr technologisch geprägt“ gewesen, findet die DSAG.
Die DWS Group betont die nun stärkere internationale Ausrichtung des Aufsichtsrats, bemängelt aber den langwierigen Prozess der Nachfolgesuche: „Natürlich hätten wir uns insgesamt einen weniger holprigen und vor allem früheren Nachfolgeprozess gewünscht“, heißt es im Redemanuskript. Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei Deka Investment, hebt ebenfalls die stärkere Internationalität des Aufsichtsrats hervor. Dies sei mit den USA als Hauptmarkt für SAP und dem vielversprechenden Wachstum in Asien ein wichtiger Aspekt. „Ein ‚Externer‘ an der Spitze des SAP-Aufsichtsrats kommt einer Revolution gleich“, schreibt Speich in seinem Redemanuskript und schiebt nach: „Möglicherweise ist es aber genau das, was SAP benötigt.“ Der Aufsichtsrat unter Führung von Hasso Plattner erzielte bei der Entlastung für das Geschäftsjahr 2022 den Ergebnissen der HV zufolge eine Zustimmung von mehr als 99%, ebenso auch der Vorstand um CEO Christian Klein.
Neues Vergütungssystem
Für die Vorstände hat die Hauptversammlung ein neues Vergütungssystem festgelegt, das zum 1. Januar 2024 umgesetzt werden soll. Es nimmt unter anderem ESG-Ziele in die langfristige erfolgsabhängige Vergütung auf. Zudem sollen unabhängig von der Leistung gewährte „Retention Share Units“ sowie Möglichkeiten für Sonderboni künftig entfallen.
Neuerungen gibt es dagegen bei den „Share Ownership Guidelines“, durch die die Vorstände sich verpflichten, SAP-Aktien „in signifikantem Umfang“ zu erwerben und mindestens während der Dauer ihrer Amtszeit zu halten. Nach einer Aufbauphase von bis zu drei Jahren müssen Vorstände so viele Aktien halten, dass deren Wert mindestens 100% des Jahresgrundgehalts entspricht, beim Vorstandsvorsitzenden soll der Aktienbestand bei einer Zielgröße von 200% des Jahresgrundgehalts liegen.
Maximalvergütung sinkt
Die Maximalvergütung wird nach unten gesetzt. Zuletzt betrug sie (ohne Nebenleistungen, Ausgleichszahlungen und Versorgungszusagen) für ordentliche Vorstandsmitglieder 13,2 Mill. Euro und für den Vorstandssprecher Christian Klein 29,8 Mill. Euro, künftig liegt die Maximalvergütung für Vorstände bei 11 Mill. Euro und für den CEO bei 20 Mill. Euro. Im Vergütungsmix soll das Jahresgrundgehalt 10 bis maximal 25% der Gesamtsumme ausmachen, der Rest soll auf erfolgsabhängige Vergütungsbestandteile entfallen.
Bei den Aktionären kam das neue System gut an: Das neue Vergütungssystem wurde mit 92,8% Zustimmung beschlossen. Die Billigung des Vergütungsberichts für das Geschäftsjahr 2022, der noch auf dem alten System basiert, lag bei 85,2%.
Die DWS begrüßte insbesondere die Einführung von nachhaltigkeitsbezogenen Kriterien in das Vergütungssystem. Auch die Anhebung der Aktienhaltevorschriften ist in den Augen der DWS ein Fortschritt. Die Union Investment nennt es einen „Schritt in die richtige Richtung“, dass Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit in die variable Vergütung einfließen. Die Fondsgesellschaft verweist darauf, dass der Kunden-Net-Promoter-Score 2022 deutlich gesunken sei und Kunden auf dem Weg in die Cloud verunsichert schienen.