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Beim Medienkonzern Pearson endet die Ära Scardino

ste - Der britische Medienkonzern Pearson bekommt einen neuen Chef. Wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte, wird die 65 Jahre alte Marjorie Scardino, die im Januar 1997 die erste Frau an der Spitze eines FTSE 100-Unternehmens wurde, Ende 2012 das...

Beim Medienkonzern Pearson endet die Ära Scardino

ste – Der britische Medienkonzern Pearson bekommt einen neuen Chef. Wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte, wird die 65 Jahre alte Marjorie Scardino, die im Januar 1997 die erste Frau an der Spitze eines FTSE 100-Unternehmens wurde, Ende 2012 das Zepter an John Fallon (50) übergeben. Dieser leitet seit 2008 die internationale Bildungssparte von Pearson. Die Nachfolgeregelung nährt Spekulationen, Pearson könne sich von der in London erscheinenden Finanzzeitung “Financial Times” trennen.Die Bildungssparte sei mit 15 000 Beschäftigten in 70 Ländern “fundamental” für die Wachstumsstrategie des Unternehmens, erklärte Pearson. Der Umsatz des Bereichs habe sich unter Führung von Fallon von 322 Mill. auf 1,4 Mrd. Pfund mehr als vervierfacht, der Gewinn sei in der vergangenen Dekade von 12 Mill. auf fast 200 Mill. Pfund gestiegen. Das Wachstum der Sparte trug wesentlich dazu bei, dass der Umsatz von Pearson in der Scardino-Ära auf 6 Mrd. Pfund verdreifacht und der Gewinn auf 942 Mill. Pfund im vorigen Jahr sogar noch deutlicher erhöht werden konnte. Auch an der Börse war Pearson erfolgreich: Der Aktienkurs legte seit 1997 um 88 % zu, während der FTSE All-Share Index um 8 % stieg.Unter Scardino habe sich Pearson “radikal und äußerst erfolgreich”, so Chairman Glen Moreno, von einem Unternehmenskonglomerat zu einem digital ausgerichteten Bildungs- und Verlagsunternehmen gewandelt. So trennte sich die von Scardino geführte Gruppe u. a. von Beteiligungen an Madame Tussauds, an dem Bezahlfernsehunternehmen BSkyB, der Investmentbank Lazard, der Interactive Data Group und dem Indexanbieter FTSE International. Von der FT Group, zu der zu 50 % auch das Wirtschaftsmagazin “Economist” gehört, wollte sich Pearson bislang allerdings nicht verabschieden. Scardino stellte sich stets gegen solche Überlegungen. Erst Anfang dieses Jahres war über einen möglichen Verkauf an Bloomberg oder Thomson Reuters spekuliert worden. Analysten verwiesen allerdings auf die Bilanz von Pearson. Ein Verkauf der FT Group, die nach Schätzung des Wertpapierhändlers Liberum Capital auf einen Wert von rund 770 Mill. Pfund kommen dürfte, könne nur bei einem großen, transformatorischen Zukauf auf den Tisch kommen, hieß es.Den Scardino-Nachfolger Fallon sehen Analysten gefordert, sich angesichts zusammengestrichener Schulbudgets mit dem großen Bildungsgeschäft in den USA zu beschäftigen. Chairman Moreno erklärte jedoch, die Berufung Fallons, der 1997 als Kommunikationsdirektor bei Pearson anfing, sei kein Signal für strategische Änderungen. Fallon sagte Medienvertretern am Mittwoch, die “Financial Times” sei ein “wertvoller Bestandteil” des Unternehmens. An der Londoner Börse gab die Pearson-Aktie gestern gegen den Markttrend um 0,6 % auf 1 230 Pence nach.