Immobilienwirtschaft

Bernhofer will Real I.S. näher an die Kunden rücken

Die BayernLB-Tochter Real I.S. startet im Oktober neu: Christine Bernhofer übernimmt den Vorstandsvorsitz von Jochen Schenk. Sie bekennt sich zu Wachstum, strebt es aber nicht um jeden Preis an.

Bernhofer will Real I.S. näher an die Kunden rücken

Bernhofer will Real I.S. näher an die Kunden rücken

Am 1. Oktober ist es so weit: Christine Bernhofer übernimmt den Vorstandsvorsitz von Real I.S. Wie schon seit März dieses Jahres feststeht, folgt die 56-Jährige auf Jochen Schenk, der aus Altersgründen ausscheidet. Der Fondsdienstleister der BayernLB hat sich mit Bernhofer, die seit Oktober 2023 im Real-I.S.-Vorstand aktiv ist, für eine externe Kandidatin entschieden. „Ich bin gekommen, weil Real I.S. der Top-Player am Münchner Markt ist.“

Wachstum nicht um jeden Preis

Bernhofer kennt die Immobilienwirtschaft aus dem Effeff. Von Oktober 2016 bis 2023 arbeitete sie als CEO der Swiss Life KVG und baute die Kapitalverwaltungsgesellschaft auf. Zusätzlich hatte sie im Juli 2019 den COO-Posten von Swiss Life Asset Managers Deutschland übernommen. Schon dort verantwortete sie die Entwicklung der Unternehmensstrategie, Fondsmanagement und Vertrieb.

Warum Bernhofer sich nicht für eine börsennotierte Firma entschieden hat? Real I.S. habe eine große Stabilität, so ihre Antwort. Auf dieser Basis könne man neue Dinge aufbauen: „Ich mag Wachstum, aber nicht um jeden Preis.“ Börsennotierte Unternehmen müssen jedes Vierteljahr eine aktuelle Story liefern. Ob diese immer perfekt sei für existierende oder neue Kunden, vermöge man nicht so wirklich einzuschätzen: „Das haben wir hier eben nicht.“ Überbordende Risiken werde Real I.S. nicht eingehen. In der aktuellen Branchenlage sei die Hauptgefahr, dass Fondsanbieter, die nicht so resilient wie Real I.S. aufgestellt seien, Dinge täten, die ihnen in zwei Jahren furchtbar leid täten.

Auch den Mieter im Blick

An ein Umkrempeln von Real I.S. denkt Bernhofer also keineswegs: „Wir sind ein Immobilien-Assetmanager, natürlich werden wir uns nicht komplett neu erfinden, und wir wollen das auch nicht.“ Ihr Ziel lautet vielmehr: „Wir rücken noch näher an die Kunden.“ In einem Kundenzentrierungsprojekt sei bereits erarbeitet worden, dass nicht nur der Investor ein Kunde sei, sondern auch der Mieter: „Das, denke ich, war ein wichtiger Zusatz, den ich hier mit reinbringen konnte.“

Letztlich müsse die Kundenorientierung ein DNA-Bestandteil werden, ist Bernhofer überzeugt. So gut wie jeder Mitarbeiter arbeitete am Kunden mit, auch das Personal im Backoffice. Jeder müsse verstehen, dass er am Ende vom Kunden bezahlt werde: „Das werden wir auch ganz intensiv weitertragen, weil diese Denkweise entscheidend ist für ein Unternehmen.“ 

Ein Digitalisierungsprogramm, das Real I.S. aufgesetzt hat und das seit Jahresbeginn beim langjährigen Real-I.S-Manager Stephan Mühlbauer gebündelt ist, will Bernhofer weiter vorantreiben. Im Vorstand wird es wie bisher drei Mitglieder geben: Wegen des Ausscheidens von Schenk beginnt Franz Krewel am 1. Oktober im Vorstand. Bernd Lönner bleibt als stellvertretender Vorsitzender an Bord. 

Sparkassen-Gewächs

Bernhofer kann aus einem Schatz von Erfahrungen schöpfen. Für UBS hatte sie vor ihrem Einstieg bei Swiss Life als Managing Director (CFO/COO) der UBS Real Estate Kapitalanlagegesellschaft gearbeitet und war Head of Fund Operations Real Estate Europe der UBS Global Real Estate. Von 2004 bis 2005 war sie Managing Director in der CFO- und COO-Funktion der TMW Pramerica Property Investment gewesen.

Die studierte Betriebswirtschaftlerin, die an der Ludwig-Maximilians-Universität promovierte, hat aber auch einen anderen Ausbildungsschritt gemacht: Von 1987 bis 1989 absolvierte sie eine Banklehre in der Sparkasse Weilheim. Damit hat Bernhofer zumindest einmal hineingeschnuppert in den Kreis der öffentlich-rechtlichen Institute. Sie weiß diese Geschäftsphilosophie zu schätzen: „Wir können uns wirklich ausrichten auf mehrere Jahre.“ 

Von Michael Flämig, München
BZ+
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