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Bernie Ecclestone 85

Von Björn Godenrath, Frankfurt Börsen-Zeitung, 27.10.2015 Es gibt wohl kaum einen Topmanager neben Bernie Ecclestone, dem man guten Gewissens mit dem leicht überstrapazierten Bonmot gratulieren kann, er sei 85 Jahre jung geworden. Bernie ist...

Bernie Ecclestone 85

Von Björn Godenrath, FrankfurtEs gibt wohl kaum einen Topmanager neben Bernie Ecclestone, dem man guten Gewissens mit dem leicht überstrapazierten Bonmot gratulieren kann, er sei 85 Jahre jung geworden. Bernie ist irgendwie schon immer da, und man hat nicht den Eindruck, er könnte so bald gehen. Eine Bypass-Operation vor einigen Jahren hat er unbeschadet überstanden – und scherzte fortan, er hoffe an einem Herzinfarkt zu sterben – “vorzugsweise an meinem Schreibtisch”. Dieser schwarze Humor zeichnet den arbeitsamen Briten aus, dürfte es ihm doch so leichter gefallen sein, so manchen Kampf auszufechten. Ecclestone hat es vom Gebrauchtwagenhändler zum Impresario des internationalen Motorsports gebracht – und so ganz nebenbei ein beträchtliches Privatvermögen angehäuft. Die vom ihm konstruierte Machtfülle in der Formel 1 erlaubt ihm auch, die eine oder andere Laune auszuleben. Dieser Tage verkündete er (nicht zum ersten Mal) einen bevorstehenden Eignerwechsel beim Rennzirkus – nur um sich später selbst zu korrigieren: Das Problem sei, dass CVC-Vizepräsident Donald Mackenzie behaupte, gar nicht verkaufen zu wollen. Da kommen einem fast die Tränen vor Lachen, wenn man sieht, mit welcher Chuzpe Bernie die Leute vor sich hertreibt. Ecclestones schwerste Prüfung fand vor dem Münchener Landgericht statt. Dort musste er sich wegen Bestechung und Anstiftung zur Untreue verantworten. Ecclestone, so der Vorwurf, habe den damaligen BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky mit 44 Mill. Dollar geschmiert, damit dieser den Verkauf von Formel-1-Anteilen an CVC durchsetze. Doch während Gribkowsky zuvor wegen Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt wurde, konnte er als Belastungszeuge gegen Ecclestone nicht brillieren. Und so konnte der Brite gegen Zahlung einer Geldauflage von 100 Mill. Dollar eine Verfahrenseinstellung erreichen. Auch aus einem Verfahren am Londoner High Court – Kläger war Constantin – ging er siegreich hervor. Anhängig ist allerdings noch eine Klage der BayernLB, die von München nach London verlagert wurde. Es soll um einen dreistelligen Millionenbetrag gehen. Zudem fordert das britische Steueramt eine Nachzahlung über 1 Mrd. Pfund. Den Geburtstag hat Bernie vorgefeiert mit seinen beiden Töchtern Petra und Tamara in seiner Kensingtoner Villa, verwandelt in den Winterzauber seines Schweizer Chalets. Denn Bernie ist auch am Mittwoch in Übersee mit der Formel 1 unterwegs.