Bertrandt-CEO wechselt ohne Kühlung
wb – Bertrandt bleibt in festen Händen: Dietmar Bichler (59), seit 2001 CEO des Autoingenieurdienstleisters Bertrandt in Ehningen, soll an die Spitze des Aufsichtsrates rücken und künftig ohne einen Nachfolger als CEO die Fäden ziehen. Bichler legt sein Amt zum Schluss der Hauptversammlung am 20. Februar 2019 nieder. Ohne die im Aktiengesetz vorgeschriebene Cooling-off-Periode soll er dann den 77-jährigen Dr. Klaus Bleyer beerben und an die Spitze des Aufsichtsrates gewählt werden. Bleyer war von 1990 bis 2001 Vorstandschef von ZF Friedrichshafen und gehört dem Bertrandt-Aufsichtsrat seit 1996 an. Bichler trat 1982 in das Unternehmen ein und erwarb 1993 zusammen mit Heinz Kenkmann die Mehrheit von Gründer Harry Bertrandt. 1996 ging es an die Börse. Governance à la VWDer Wechsel steht laut Aktiengesetz noch unter dem Vorbehalt einer hinreichenden Unterstützung durch Anteilseigner, die der Hauptversammlung die Wahl Bichlers ins Kontrollgremium vorschlagen. Diese Aktionäre müssen mehr als 25 % der Stimmrechte halten. Dies ist gegeben, wenn Porsche als größter Gesellschafter das Vorhaben mitträgt. Die VW-Tochter hält 29 %. Der Abgasspezialist Boysen aus dem Schwarzwald ist mit 14 % dabei.Mit seiner Bereitschaft zur Kandidatur für das Kontrollgremium verbinde Bichler “die Chance, die künftige Entwicklung des Bertrandt-Konzerns aus einer neuen Aufgabe heraus langfristig begleiten zu können”. Der Aufsichtsratschef soll laut Corporate Govenance Kodex zwischen den Sitzungen des Gremiums mit dem Vorstand regelmäßig Kontakt halten und mit Strategie, Planung, der Geschäftsentwicklung, dem Risikomanagement und Compliance beraten. Mit der Beendigung seiner Vorstandstätigkeit werde Bichler “gesichert über die Zeit verfügen, um auch diese Aufgabe wahrzunehmen”, heißt es. Dies dürfte ihm umso leichter fallen, als es künftig keinen CEO mehr gibt. Denn nach Bichlers Wechsel soll der Vorstand “ohne Hervorhebung eines Einzelnen durch Benennung eines Vorsitzenden oder Sprechers” agieren, hat der Aufsichtsrat beschlossen. Die übrigen Mitglieder der Führungsriege – Michael Lücke, Markus Ruf und Hans-Gerd Claus – wurden für fünf Jahre erneut berufen.Bichler verbrachte sein gesamtes Berufsleben bei Bertrandt. Der Konzern mit 13 000 Beschäftigten bringt es auf eine Börsenkapitalisierung von 780 Mill. Euro. Das Unternehmen unterstützt die Autohersteller in der Entwicklung von Antriebstechnologien, Karosserien und Elektronik.