Bill Gates will runter von der Reichenliste
kro
Der Microsoft-Mitgründer und Vollzeit-Philantrop Bill Gates will künftig sein gesamtes Vermögen in die von ihm und seiner Ex-Frau vor 22 Jahren ins Leben gerufene Bill-&-Melinda-Gates-Stiftung stecken. „Ich glaube, dass ich die Verpflichtung habe, meine Mittel so an die Gesellschaft zurückzugeben, dass sie den größten Einfluss zur Verbesserung der Leben der Menschen haben“, schrieb der 66-Jährige in einem Blogbeitrag und fügte hinzu: „Von der Liste der reichsten Menschen der Welt werde ich zunächst abrutschen und schließlich ganz verschwinden.“
Der 1955 in Seattle geborene Selfmade-Milliardär, der als „Erfinder der Softwarebranche“ gilt, kommt laut dem Magazin „Forbes“ derzeit auf ein Vermögen von gut 102 Mrd. Dollar. Damit liegt er auf Platz 5 der globalen Superreichen-Liste, die er einst jahrelang angeführt hat. Wann genau er seinen Reichtum auf die Stiftung übertragen will, ließ Gates zwar offen. Allerdings plane er, noch in diesem Monat 20 Mrd. Dollar an die Foundation zu spenden. Das soll der Stiftung helfen, das jährliche Budget bis 2026 von 6 auf 9 Mrd. Dollar zu erhöhen.
Die Bill-&-Melinda-Gates-Stiftung ist das Resultat einer Verlobungsreise der beiden Namensgeber. 1993 flog das damalige Paar nach Ostafrika auf einen Safari-Trip und erlebte dort die „erste wirkliche Begegnung mit extremer Armut“, wie Melinda 25 Jahre später in einem Blog schrieb. Die Stiftung gilt heute als eine der größten, wenn nicht die größte private Stiftung weltweit. Sie hat sich unter anderem der Förderung von Projekten zur Gesundheitsversorgung, zur Armutsbekämpfung und für einen besseren Bildungszugang speziell in Entwicklungsländern verschrieben und ist mit einem Finanzierungsanteil von derzeit 9,49 % der wichtigste private Geldgeber der WHO.
Lagen die jährlichen Ausgaben anfangs noch bei rund 1 Mrd. Dollar, waren es 2019 schon knapp 6 Mrd. Dollar. In der Corona-Pandemie hatten Bill und Melinda, die ihren Nachnamen nach der Scheidung im vergangenen Jahr um ihren früheren Nachnamen French ergänzte, 2 Mrd. Dollar zusätzlich zur Bekämpfung des Virus zur Verfügung gestellt. Davon seien bis Ende vergangenen Jahres 1,5 Mrd. Dollar abgerufen worden, schrieb Gates nun in seinem Blog.
Die Hälfte kam von Buffett
„Es gibt einen nicht sehr bekannten, aber dennoch unglaublich wichtigen Grund, warum die Stiftung in den vergangenen zwei Jahrzehnten so ambitioniert sein konnte“, schrieb Gates weiter. „Auch wenn sie ‚Bill-&-Melinda-Gates-Stiftung‘ heißt, ist bis heute im Grunde die Hälfte unserer Mittel aus den Schenkungen von Warren Buffett gekommen.“
So habe der Berkshire-Hathaway-Chef, der zwar 25 Jahre älter ist als Bill Gates, den aber dennoch eine enge Freundschaft mit dem Computerpionier verbindet, seit 2006 bereits insgesamt 35,7 Mrd. Dollar an die Stiftung übertragen. Erst im Juni hatte Buffett gut 3 Mrd. Dollar bereitgestellt. Zum Teil bestanden die Zuwendungen aus Berkshire-Hathaway-Aktien, mit deren Kurszuwachs der Gesamtwert der Schenkungen sogar bei rund 45 Mrd. Dollar liege, erklärte Gates.
Von ihm selbst und von Melinda flossen seit 1994 daneben 39 Mrd. Dollar in die Stiftung. Mit den jüngsten Zuwendungen und den kommenden 20 Mrd. Dollar von Gates dürften sich die Einlagen nun bald auf rund 70 Mrd. Dollar summieren.
„Dank der unvergleichlichen Großzügigkeit von Bill, Melinda und Warren ist die Stiftung in einer starken Position, um dabei zu helfen, jetzt und in der Zukunft Antworten auf die entscheidenden Herausforderungen in der Gesundheit und Entwicklungshilfe zu finden“, freute sich Stiftungschef Mark Suzman.
Die Großzügigkeit von Melinda und Warren dürfte sich künftig allerdings nicht mehr nur auf die Gates-Stiftung konzentrieren. So hatte das „Wall Street Journal“ im Juni berichtet, dass Buffett womöglich bald einer eigenen, weniger bekannten Familienstiftung mehr Geld zukommen lassen könnte. Von derselben Zeitung hieß es zudem im Februar, dass Melinda ihre Mittel nach der Trennung auch auf andere Wohltätigkeitsorganisationen verteilen will.