Autoindustrie

Bisheriger Opel-Chef Lohscheller geht nach Vietnam

Michael Lohscheller, bislang Chef des deutschen Autobauers wechselt an die Spitze von Vinfast Global, der Automobilsparte des größten vietnamesischen Mischkonzerns Vingroup.

Bisheriger Opel-Chef Lohscheller geht nach Vietnam

Von Carsten Steevens, Hamburg

Michael Lohscheller, bislang Chef des deutschen Autobauers Opel, wechselt an die Spitze von Vinfast Global, der Automobilsparte des größten vietnamesischen Mischkonzerns Vingroup. Der 52-Jährige soll, wie das Konglomerat in Hanoi mitteilte, das Geschäft und die Präsenz von Vinfast weltweit ausbauen. Derzeit ist der 2017 gegründete Hersteller von Autos und Elektrorollern neben Vietnam in den USA, Kanada, Frankreich, Deutschland und den Niederlanden aktiv. Als „klares Ziel“ gibt Vinfast vor, in Nordamerika und Europa zu wachsen. Dazu würden auch strategische Initiativen umgesetzt, die Vinfast zu einem globalen Unternehmen für intelligente Elektroautos werden lassen sollen.

„Wir sind fest davon überzeugt, dass sein Erscheinen die weltweite Expansion von Vinfast beschleunigen wird“, erklärte die stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende des Konglomerats, Thuy Le. Die Bestellung von Lohscheller in die Führungsebene von Vinfast unterstreiche den langfristigen Plan von Vin­group, herausragende Talente zu gewinnen und Management-Knowhow aus den Elitekreisen der weltweiten Autoindustrie zu er­langen. Lohscheller selbst erklärte, als sich die Gelegenheit ergeben habe, zu Vinfast zu gehen, hätten ihn die Wachstumschancen sofort angezogen.

Bei Vingroup geht man davon aus, dass der aus Bocholt stammende Diplom-Kaufmann mit seinen mehr als zwanzigjährigen Erfahrungen in der Automobilbranche eine Schlüssel­rolle bei Vinfasts globaler Expansion und auf dem Weg zu einem führenden Unternehmen für intelligente Elektroautos spielen wird. Aktuell produziert Vinfast, laut Vingroup Vietnams führender Hersteller von Premiumautos und die erste vietnamesische Automarke, die auf den globalen Märkten eingeführt wurde, mehrere Modelle von Elektrorollern und -bussen in Vietnam. Geplant ist in diesem und im nächsten Jahr die Einführung von drei neuen Elektro-Stadtgeländewagen (SUVs) in Vietnam, Nordamerika und Europa.

„Starkes Fundament“

Vor zwei Wochen war bekannt geworden, dass Lohscheller Opel nach gut vier Jahren an der Spitze verlassen wird, um außerhalb des Konzerns eine neue Herausforderung anzunehmen. Das Ziel blieb allerdings offen. In einer Mitteilung des Unternehmens aus Rüsselsheim, das nach dem Anfang dieses Jahres vollzogenen Zusammenschluss des französischen Mutterkonzerns PSA mit Fiat Chrysler zur neuen Stellantis-Holding gehört, dankte Stellantis-Chef Carlos Tavares Lohscheller, zusammen mit den Mitarbeitern „ein starkes, nachhaltiges Fundament“ für Opel geschaffen zu haben. Der „beeindruckende Turnaround“ ebne den Weg für eine weltweite Expansion der Marke, die unter der Regie von Uwe Hochgeschurtz vorangetrieben werden soll. Der 58 Jahre alte Kölner, der zuletzt für Renault die Geschäfte in der Region Deutschland, Österreich und Schweiz führte, übernimmt Anfang September den Posten des Opel-CEO.

Über die Hintergründe für das Ausscheiden des Sanierers Lohscheller bei Opel wurde kolportiert, dieser sei mit Beschränkungen seines Gestaltungsspielraums infolge der Fusion zum 14-Marken-Konzern Stellantis und mit Umstrukturierungen des Opel-Vorstands unzufrieden. Kurz vor der Ankündigung des Abschieds bei der ehemaligen GM-Tochter, zu der er 2012 nach acht Jahren bei Volkswagen gekommen war, hatte Lohscheller noch neue Pläne der Elektrifizierungsoffensive vorgestellt. Diese sehen neben einem Ausbau des Portfolios an elektrifizierten Modellen unter anderem vor, dass die deutsche Traditionsmarke von 2028 an in Europa nur noch batterieelektrische Fahrzeuge anbieten wird.

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