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Bitcoin-Pleitier Karpelès im Rampenlicht

Von Martin Fritz, Tokio Börsen-Zeitung, 16.12.2017 Die Wertexplosion von Bitcoins hat einen gefallenen Pionier der Kryptowährung zurück ins Rampenlicht geholt. Denn der heute 32-jährige Franzose Mark Karpelès ist - zumindest auf dem Papier - in nur...

Bitcoin-Pleitier Karpelès im Rampenlicht

Von Martin Fritz, TokioDie Wertexplosion von Bitcoins hat einen gefallenen Pionier der Kryptowährung zurück ins Rampenlicht geholt. Denn der heute 32-jährige Franzose Mark Karpelès ist – zumindest auf dem Papier – in nur knapp fünf Jahren vom Bitcoin-Pleitier zum Bitcoin-Milliardär geworden. Und das kam so: Karpelès ging im Februar 2014 mit Mt. Gox, seiner Handelsplattform für Bitcoins, pleite. Die in Tokio angesiedelte Börse wickelte damals bis zu 90 % des globalen Bitcoin-Handels ab. Doch zwischen 2011 und 2014 verschwanden unter ungeklärten Umständen 850 000 Bitcoins.Japans Justiz verhaftete Karpelès und schickte Mt. Gox in die Insolvenz. Der Franzose wanderte für ein Jahr ins Gefängnis und steht wegen Veruntreuung und Datenmanipulation seit Juli vor Gericht. Er ist inzwischen auf freiem Fuß, darf Japan jedoch nicht verlassen. Zuvor wurden in der Handelsbörse noch 202 185 Bitcoins gefunden. Am Freitagmittag war dieser Schatz bei einem Kurs von 17 837 Dollar je Bitcoin 3,6 Mrd. Dollar wert. Dazu kommt durch den Code-Split im August die gleiche Menge an Bitcoin Cash im Wert von 340 Mill. Dollar. Davon müssen die 24 750 Gox-Gläubiger abgefunden werden.Doch nach japanischem Insolvenzrecht stehen ihnen nur 483 Dollar je Bitcoin zu. So notierte im April 2014 der Kurs, als ein Bezirksgericht in Tokio die Liquidierung des Handelsplatzes anordnete. Das wären nur knapp 98 Mill. Dollar. Pech für die Ex-Kunden, dass der Kurs seitdem um den Faktor 37 explodiert ist. Nach Auszahlung der Gläubiger würden Mt. Gox also noch Bitcoins im Wert von 3,5 Mrd. Dollar verbleiben. Nach japanischem Recht gehören sie den Aktionären des Plattformbetreibers.88 % an Gox hält das Unternehmen Tibanne, das Karpelès allein gehört. Wer die übrigen 12 % besitzt, ist nicht ganz klar. Der Franzose könnte also 3,1 Mrd. Dollar einstreichen. Gegenüber der Agentur Reuters verzichtete Karpelès Ende November jedoch auf das Geld, weil er eine Klagewelle gegen ihn befürchtet. Sechs Verfahren laufen gegen ihn. Darunter ist eine Klage der US-Gesellschaft Coinlab in Japan, die die Gox-Kunden in den USA betreuen sollte, über 170 Mill. Dollar.Doch die Möglichkeit, dass Karpelès als Milliardär aus der Insolvenz herauskommt, treibt viele seiner ehemaligen Kunden zur Weißglut. Jetzt haben sie das Tokioter Gericht aufgefordert, das Konkursverfahren einzustellen. Schließlich sei die Bitcoin-Börse wegen des hohen Kurses wieder liquide. Danach könnten sich die betrogenen Kunden ihre Anteile an dem verbliebenen Bitcoin-Schatz zum aktuellen Kurs zurückholen und Karpelès ginge leer aus, weil für ihn nichts mehr übrig bliebe.Das Gericht will im neuen Jahr entscheiden. Allerdings laufen noch mindestens drei andere Verfahren gegen Mt. Gox, die eine Auszahlung der Bitcoin-Goldgrube um weitere Jahre verzögern könnten. Karpelès will die Bitcoin-Euphorie wiederum auf seine Weise nutzen. Die Handelsplattform solle unter neuem Management und neuem Besitzer wiederbelebt werden. Dafür seien 245 Mill. Dollar notwendig. Er selbst werde dabei keine Rolle spielen und nur Geld für juristische und andere Spesen erhalten, sagte der Franzose.