Blockchain-Community trauert um Philipp Sandner
Wer sich in Deutschland mit den Themen Bitcoin und Blockchain befasst, kam an ihm nicht vorbei. Prof. Dr. Philipp Sandner war weit über akademische Zirkel hinaus bekannt als Brückenbauer zwischen diesen Technologien und dem traditionellen Finanzsektor. Das lag auch daran, dass er im besten Sinne des Wortes umtriebig war, was sich ebenfalls in den vielfältigen Projekten und Gruppen spiegelte, an denen er beteiligt war.
Der 1980 in Heidelberg geborene Sandner kam 2015 zur Frankfurt School of Finance & Management, wo er seit 2017 das Frankfurt School Blockchain Center (FSBC) leitete, das er mitgegründet hatte. Das FSBC ist ein Wissenschaftszentrum und eine Denkfabrik zur Erforschung der Auswirkungen der Blockchain-Technologie, das insbesondere den Austausch zwischen Start-ups, Technologieexperten sowie Entscheidungsträgern in großen Unternehmen fördert, unter anderem über die viel beachtete regelmäßig stattfindende Crypto Assets Conference.
„Teilchenbeschleuniger“ in der Finanzbranche
Bevor er in die Mainmetropole kam, war er Mitbegründer einer Beratung für Innovationsstrategie, geistiges Eigentum und Technologietransfer, nachdem er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU München, der Ludwig-Maximilians-Universität München und dem Berkeley Center for Law & Technology tätig war. Zuvor hatte er BWL mit Schwerpunkt Informatik an der Universität Mannheim studiert. Schon vor dem ersten Krypto-Hype 2017 hatte er mit seiner ausgeprägten Begabung, komplexe Sachverhalte nachvollziehbar darstellen zu können, die Themen Bitcoin und Blockchain erklärt und damit geholfen, Vorbehalte gegenüber diesen Technologien abzubauen. Innerhalb der Finanzbranche galt er daher auch als „Teilchenbeschleuniger“, wie ihn ein langjähriger Weggefährte beschrieb. In den Jahren 2018 bis 2021 wurde er von der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ unter die 30 einflussreichsten Ökonomen Deutschlands gewählt.
Er beriet das Bundesfinanzministerium als Mitglied von Fintech-Rat und Digital Finance Forum. Weiterhin engagierte er sich beim EU Blockchain Observatory, war Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Bundesverbands für strukturierte Wertpapiere (BSW) sowie Mitgründer des Blockchain-Bundesverbands, der Digital Euro Association (DEA), der Multichain Asset Managers Association, des DLT Education Consortium (DEC) sowie der International Token Standardization Association (ITSA), die der globalen Wertpapierkennnummer ISIN eine tokenbasierte Logik gegenüberstellen soll. Und nicht zuletzt war er auch der Blockchain-Experte innerhalb der Jury des Fintech Germany Awards.
Wie die Frankfurt School am Montag mitgeteilt hat, ist Philipp Sandner am 16. Januar mit 43 Jahren gestorben. Er hinterlässt eine Frau und zwei Töchter.