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Bloomberg kehrt in sein Imperium zurück

hen - Der Multimilliardär Michael Bloomberg ist zurück: Am Mittwoch kündigte der ehemalige New Yorker Bürgermeister an, dass er wieder die Geschicke seines Medienkonzerns Bloomberg leiten werde. Diesen hatte er in den achtziger Jahren gegründet. Der...

Bloomberg kehrt in sein Imperium zurück

hen – Der Multimilliardär Michael Bloomberg ist zurück: Am Mittwoch kündigte der ehemalige New Yorker Bürgermeister an, dass er wieder die Geschicke seines Medienkonzerns Bloomberg leiten werde. Diesen hatte er in den achtziger Jahren gegründet. Der Konzern ist vor allem für seine Finanzdaten liefernden Terminals bekannt. Rund 321 000 davon stehen in den Büros an der Wall Street und anderen Finanzzentren der Welt. Der Informationsriese beschäftigt 15 000 Mitarbeiter und wird in diesem Jahr schätzungsweise einen Umsatz von 9 Mrd. Dollar erwirtschaften.Bloomberg hatte den Chefsessel seines Unternehmen überraschend im Jahr 2002 geräumt, um eine Managementaufgabe anderer Art anzunehmen: Er wurde Bürgermeister der Stadt New York. Und blieb das während drei Legislaturperioden bis Ende letzten Jahres. Nach zwölf Jahren im Amt war das gesetzliche Maximum endgültig ausgereizt. Er werde sich nun, so ließ der 72-Jährige damals verlauten, um seine Stiftung kümmern, die mit hohen Millionenbeträgen zahlreiche gemeinnützige Organisationen unterstützt. Der Schritt klang plausibel und war zu erwarten gewesen: Am Ende einer herausragenden Karriere als Unternehmer und Politiker zieht sich der Multimilliardär zurück, um mit einem möglichst effizienten Management seiner Stiftung sein Lebenswerk zu perfektionieren.Doch offenbar zog es ihn immer öfter in die geschäftige, mit viel Chrom, Glas und futuristisch anmutenden Aquarien ausgestattete Zentrale seines Medienkonzerns. Und schon bald hatte Bloomberg dort de facto fast wieder jenen Platz eingenommen, den er zwölf Jahre zuvor verlassen hatte. Irgendwann lag es nahe, dass Bloomberg wieder die Zügel ganz in die Hand nehmen würde. So jedenfalls stellten es Bloomberg und der nun augenscheinlich friedlich aus dem Amt scheidende Konzernchef Dan Doctoroff gegenüber den Medien dar.So überraschend die Rückkehr Bloombergs auch sein mag, abwegig ist sie keinesfalls. Bloomberg ist schon immer seiner eigenen Nase gefolgt und hat sich in gewisser Weise abseits konventioneller Pfade bewegt, ohne je das Establishment zu verlassen. Der frühe Lebenslauf des in Neuengland aufgewachsenen Sohn eines Immobilienmaklers verlief noch sehr konventionell. Er absolvierte ein Studium zum Elektroingenieur, setzte in Harvard einen MBA drauf und heuerte bei der Investmentbank Salomon Brothers an. Er stieg schnell zum Chef des Equity-Geschäfts auf. Als er entlassen wurde, erhielt er eine Abfindung von 10 Mill. Dollar. Damit gründete er 1981 seine eigene Firma, die die Wall Street mit einem innovativen, bis dato nicht existieren Datendienst belieferte.Im Jahr 2002 entschied sich Bloomberg, für das Amt des New Yorker Bürgermeisters zu kandidieren. Er war überzeugt davon, dass die Stadt eine Dosis gutes Management vertragen könne. Den Wahlkampf finanzierte er aus eigener Kasse mit einem fast dreistelligen Millionenbetrag. Parteilich lässt er sich nicht einfangen, sucht mal hier, mal dort Unterstützung. Auch seine politischen Positionen zeigen einen freiheitsliebenden Geist: In einigen Bereichen ist er sehr fortschrittlich, in anderen konservativ. Seine Einstellungen sind dabei nie dogmatisch, eher pragmatisch und aufgeklärt und keinesfalls opportunistisch. Er setzt sich für Abtreibung und die Vergabe der “Pille danach” an Jugendliche in den New Yorker Schulen ein, sagt der grassierenden Fettleibigkeit den Kampf an, reformiert das Schulwesen und saniert die Finanzen. Als zwei Amtsperioden vorüber waren und er eigentlich nicht wieder hätte antreten können, setzte er durch, dass das Gesetz geändert wird. Wäre es nach den New Yorker gegangen, wäre er für eine vierte Amtsperiode geblieben.Wohin dieser dank seines Vermögens, aber auch seiner Geisteshaltung frei denkende und handelnde Unternehmer Bloomberg nun steuern wird, ist nicht abzuschätzen. Das Unternehmen ist nicht börsennotiert, folglich bleibt der Konzern eine Blackbox. Es sieht so aus, als verfüge es über recht gesunde Finanzen – und mit seinem neuen Chef nun auch wieder über einiges an Überraschungspotenzial.