Unter Druck

Boeing-Krise macht vor Stephanie Pope nicht halt

Stephanie Pope leitet die Zivilluftfahrtsparte von Boeing und gerät durch die Produktionsprobleme zunehmend unter Druck.

Boeing-Krise macht vor Stephanie Pope nicht halt

Glaubt man Ryanair-Chef Michael O’Leary, hat Stephanie Pope derzeit den wichtigsten Job bei Boeing. „Die Probleme bei Boeing werden gelöst, wenn sie die Flugzeugproduktion in Seattle in Ordnung bringen“, hatte der Airline-Chef schon im Frühjahr gesagt, als nach einem neuen Boeing-CEO gesucht wurde und die Zivilluftfahrt-Chefin des US-Konzerns als mögliche Kandidatin galt. Es sei ihm egal, wer das Gesamtunternehmen leite, denn wer auch immer das Hauptgeschäft leitet, habe mit der Regierung und mit Verteidigungsfragen zu tun, so der Chef des wichtigsten europäischen Boeing-Kunden Ryanair. So wie OLeary das damals sagte, war klar, dass das in seinen Augen eher irrelevante Themen sind.

CEO bittet um Geduld

Als habe man ihn bei Boeing erhört, wurde damals nicht Pope, sondern Kelly Ortberg neuer Konzernchef. Sehr viel zum Besseren gedreht hat sich indes beim Airbus-Konkurrenten seitdem nicht. Deshalb soll nun Branchenkennern zufolge ausgerechnet Stephanie Pope immer stärker unter Druck geraten. Und das, obwohl der neue Konzernchef Ortberg versucht, Investoren und Kunden auf viel Geduld einzuschwören: „Dies ist ein großes Schiff, das einige Zeit braucht, um zu wenden – aber wenn es das tut, hat es das Potenzial, wieder großartig zu sein“, sagte er anlässlich der Veröffentlichung seiner ersten Quartalsbilanz am vergangenen Mittwoch. Ob auch Pope noch mehr Zeit bekommt, steht indes wohl in den Sternen. Dabei plagen das Unternehmen derzeit noch ganz andere Probleme als die mit der Produktion – sei es der andauernde Streik der Mitarbeitenden, der erneute Milliardenverlust oder aber die Aussicht, dass angesichts der hohen Verschuldung schon bald das Investment-Grade-Rating flöten gehen könnte.

Seit 30 Jahren beim Luftfahrtkonzern

Viel Zeit, die Produktionsprobleme bei Boeing zu lösen, hatte Pope bisher nicht. Die Managerin ist zwar seit rund 30 Jahren beim Luftfahrtkonzern, ihren neuen Job als Chefin der Zivilsparte und Chief Operating Officer des Konzerns hat sie aber erst zu Jahresbeginn angetreten. Zuvor war sie Präsidentin und CEO von Boeing Global Services und damit für die Entwicklung und das Bereitstellungsmodell der Luft- und Raumfahrtdienstleistungen des Unternehmens für kommerzielle, behördliche und luftfahrttechnische Kunden auf der ganzen Welt verantwortlich. Das Geschäft von Boeing mit den Airlines war indes kein Neuland für sie, vor ihrer Zeit bei Global Services war Pope CFO von Boeing Commercial Airplanes.

Ihre Berufung an die Spitze dieses Geschäfts hatte damals nicht nur für Begeisterung gesorgt. Zum einen stießen sich Kritiker daran, dass Pope schon zu lange für Boeing arbeite, als dass sie für den nötigen Kulturwandel stehen könne. Zudem galt sie vor allem als Finanzexpertin, die sich womöglich in die Produktionsprobleme und ihre Lösung lange einarbeiten müsse. Eine Frau und dann noch Finanzexpertin – damit können viele in der von Männern und/oder Ingenieuren dominierten Airline-Branche wenig anfangen. Vor allem die Kritik der Fluglinien soll neben politischem Druck maßgeblich für den Abschied des ehemaligen Boeing-Chefs Dave Calhoun gesorgt haben. Pope könnte bald ein ähnliches Schicksal drohen.

Boeing-Krise setzt Stephanie Pope unter Druck

lis Frankfurt
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