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Boeing wechselt Chef der Zivilluftfahrtsparte aus

lis - Boeing hat seinen Verantwortlichen für das zivile Luftfahrtgeschäft gefeuert. Mit Kevin McAllister fordert die seit Monaten andauernde Krise des Konzerns ihr erstes Opfer unter den Topmanagern des Airbus-Konkurrenten. Der 56-Jährige wird mit...

Boeing wechselt Chef der Zivilluftfahrtsparte aus

lis – Boeing hat seinen Verantwortlichen für das zivile Luftfahrtgeschäft gefeuert. Mit Kevin McAllister fordert die seit Monaten andauernde Krise des Konzerns ihr erstes Opfer unter den Topmanagern des Airbus-Konkurrenten. Der 56-Jährige wird mit sofortiger Wirkung von Stan Deal abgelöst, der zuletzt Chef der Servicesparte war und seit 1986 im Konzern ist. Branchenbeobachter hatten eigentlich einen anderen Kandidaten auf dem Schirm: den Embraer-Manager John Slattery. Der Ire leitet seit 2016 die Verkehrsflugzeugsparte der Brasilianer, mit der Boeing gerade ein Joint Venture schmiedet, das im kommenden Jahr seine Arbeit aufnehmen soll. Slattery, dessen Bruder Dómhnal das Flugzeugleasingunternehmen Avolon leitet, wird dieses Joint Venture führen.McAllister, der vor seinem Wechsel zum Airbus-Rivalen für General Electric tätig gewesen war, wurde erst vor drei Jahren an die Spitze der wichtigsten Boeing-Sparte berufen. Wie die in der Regel gut informierte “Seattle Times” berichtet, wurde der Manager nun nicht nur wegen des Desasters rund um das Flugzeug des Typs 737 Max vor die Tür gesetzt. Hinzu kämen die Verzögerungen beim neuen Großraumflieger 777X wegen Triebwerksproblemen sowie die kürzlich entdeckten Risse an Bauteilen des Modells 737.Branchenkenner sprechen allerdings von einem Bauernopfer. McAllister sei erst zu Boeing gekommen, als die Ausgestaltung der 737 Max inklusive der umstrittenen Flugsoftware MCAS längst beschlossen war. Allerdings steht das Management zunehmend unter Druck, da die Wiederinbetriebnahme der umstrittenen Maschine sich immer weiter verzögert und zudem immer mehr fragwürdige Details ans Licht kommen. Zuletzt hatte es Spekulationen darüber gegeben, dass Piloten möglicherweise bereits 2016 vor Problemen mit einer Flugzeug-Software von Boeing gewarnt hatten, also lange vor den Abstürzen. Muilenburg unter DruckIn den vergangenen Wochen nahm vor diesem Hintergrund vor allem der Druck auf Konzernchef Dennis Muilenburg zu. Degradiert wurde er bereits, seit Mitte des Monats ist er nicht mehr Vorsitzender des Verwaltungsrates (vgl. BZ vom 15. Oktober). Die Trennung der beiden Posten erlaube es Muilenburg, sich voll auf die Führung des Konzerns zu konzentrieren, der daran arbeitet, die Wiederzulassung für die 737 Max zu erhalten, erklärte Boeing damals.Muilenburg kam 1985 zu Boeing, seit 2015 ist er Konzernchef. In der kommenden Woche steht Muilenburg eine wichtige Anhörung im US-Kongress bevor. Branchenbeobachter gehen davon aus, dass Boeing den Konzernchef erst austauschen wird, wenn der Fall 737 Max zu den Akten gelegt werden kann, um einem Nachfolger einen echten Neustart zu ermöglichen.