Börsenkandidat holt Finanzchefin von Hornbach
Hornbach-CFO geht zu Continental Automotive
md Frankfurt
Der Continental-Unternehmensbereich Automotive, der vor der Abspaltung vom Konzern und dem Börsengang steht, ist auf der Suche nach einem neuen CFO in der Hornbach-Gruppe fündig geworden. Die für ihre Baumarktkette bekannte Holding verliert ihre Finanzvorständin Karin Dohm (52) an den Automobilzulieferer, für den sie vom 1. April an tätig sein wird, wie aus der Pressemitteilung von Continental hervorgeht. Hornbach hatte bereits am 23. Dezember vorigen Jahres mitgeteilt, dass Dohm, die bis Ende 2028 bestellt war, ihr Mandat vorzeitig, spätestens aber zum 31. März 2025, niederlegen wird.
Entscheidung über Spin-off am 25. April
Vorgesehen sei, dass Dohm an der Seite des designierten CEO, Philipp von Hirschheydt, als CFO die Verantwortung des Vorstandsressorts für Accounting, Controlling, Treasury, Tax, Mergers & Acquisitions und Real Estate Management, Investor Relations und IT übernehmen wird. Der Vorstand der Automotive-Gesellschaft soll den Angaben zufolge final ernannt werden, nachdem die erforderliche Zustimmung der Hauptversammlung von Continental am 25. April zum Spin-off erfolgt ist. Bereits vom 1. April an werde Dohm dem Leitungsgremium des Unternehmensbereichs Automotive mit der Verantwortung für Finanzen und Controlling angehören. Sie übernimmt von Claudia Holtkemper (55), die diese Funktion seit Mai 2023 ausgeübt hat und nun eine neue Position im Continental-Konzern übernehmen wird.
Der Unternehmensbereich Automotive beschäftigt den Angaben zufolge etwa 96.000 Mitarbeiter (30. September) und erzielte im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von rund 20,3 Mrd. Euro.
„Hervorragende Reputation erarbeitet“
„Als erfahrene Finanzvorständin hat sich Karin Dohm eine hervorragende Reputation bei Investoren und Analysten erarbeitet – und das auch mit Blick auf ESG und Compliance", sagte Philipp von Hirschheydt, Continental-Vorstand und Leiter des Unternehmensbereichs Automotive. Er dankte der Vorgängerin Holtkemper „für die hervorragende Arbeit in den vergangenen knapp zwei Jahren. Sie hat erfolgreich an der Steigerung der Profitabilität und Börsenfähigkeit von Automotive gearbeitet.“
Dohm war Anfang 2021 Vorstandsmitglied in der Hornbach-Gruppe geworden. Davor war sie neun Jahre in verschiedenen Positionen für die Deutsche Bank und 15 Jahre im Beratungs- und Prüfungsgeschäft als Partnerin bei Deloitte tätig gewesen. Dohm ist Diplom-Volkswirtin, Steuerberaterin und Wirtschaftsprüferin.
Der vor der Börsennotierung stehende Unternehmensbereich Continental Automotive hat nach eigener Darstellung eine starke Marktposition bei innovativen Sensorlösungen und Displays sowie innovativen Brems- und Komfortsystemen. Zudem gebe es eine große Expertise bei Software, Architekturplattformen und Assistenzsystemen für den stark wachsenden Zukunftsmarkt softwaredefinierter und autonomer Fahrzeuge.
Kein spannungsfreier Abgang
Aus der von Hornbach unmittelbar vor Weihnachten veröffentlichten Mitteilung lässt sich herauslesen, dass man in der Führungsspitze der Gruppe nicht erfreut über den abrupten Abgang von Dohm ist. Der Aufsichtsrat habe dem Begehren von Dohm entsprochen, sich außerhalb der Hornbach-Gruppe einer neuen beruflichen Herausforderungen stellen zu wollen, hieß es. John Feldmann, Aufsichtsratschef der Hornbach Management AG, erklärte: „Wir bedauern die Entscheidung von Karin Dohm, gleichzeitig ist sie zu respektieren." Er lobte die produktive und sehr erfolgreiche Zusammenarbeit von Dohm mit dem Aufsichtsrat in den vergangenen vier Jahren. Laut Erich Harsch, Vorstandschef von Hornbach Baumarkt, habe Dohm „in den vergangenen Jahren viel für unser Unternehmen geleistet“. Von Lobeshymnen, die bei einem einvernehmlichen Abgang eines verdienten Vorstandsmitgliedes sonst üblich sind, sah man in der Mitteilung ab.
Mandatsniederlegung überrascht
Die Worte von Albrecht Hornbach, dem Vorstandsvorsitzenden der Hornbach Management AG, machten deutlich, dass das Management von Dohms Wunsch nach einem vorzeitigen Ausscheiden aus der Gruppe regelrecht überrumpelt wurde: „Die Entscheidung von Karin Dohm, ihr Mandat vorzeitig niederzulegen, um sich neuen beruflichen Herausforderungen zu stellen, hat uns so kurz vor Weihnachten und dem Jahreswechsel überrascht", sagte Albrecht Hornbach, der sofort die Stakeholder zu beruhigen versuchte: "Auf unser operatives Geschäft hat die Entscheidung keine Auswirkungen. Wir haben sehr gut aufgestellte Teams und erfahrene Führungskräfte in den Ressorts, die Frau Dohm verantwortet; sie werden alle laufenden Aufgaben und Verpflichtungen, sowie die anstehenden Projekte und Vorhaben erfolgreich voranbringen.“ Erst dann zollte auch er Dohms Leistungen Respekt: Gemeinsam habe man „strukturelle Veränderungen innerhalb unserer Unternehmensgruppe vollzogen, die sich positiv auf die Zukunftsfähigkeit von Hornbach auswirken“. Beispielhaft nannte Albrecht Hornbach das Delisting der Hornbach Baumarkt AG Ende Februar 2022.
„Sollte eine Neubesetzung bis zum endgültigen Ausscheiden von Karin Dohm aus dem Unternehmen nicht erfolgt sein“, hieß es in der Mitteilung des Baumarktbetreibers, „übernimmt Albrecht Hornbach übergangsweise interimistisch auch das Amt als Finanzchef der Gruppe.“
Die Management AG hat das Sagen
Die Konzernstruktur der Hornbach-Gruppe ist auch nach dem Delisting der Baumarkt-Tochter nicht ganz einfach: Die Muttergesellschaft firmiert als Hornbach Holding AG und Co. KGaA. Der Streubesitzanteil beträgt 62,5%, die übrigen 37,5% hält die Hornbach Familien Treuhand GmbH. Diese bestellt die Mitglieder der Hornbach Management AG, die als persönlich haftende Gesellschafterin auch die Leitung der Holding inne hat. Dohm war seit April 2021 sowohl CFO der Hornbach Baumarkt AG als auch der Hornbach Management AG.
