Bram Schot soll Audi dauerhaft führen
Von Stefan Kroneck, MünchenNach fast sechs Monaten hat Audi das Führungsvakuum beendet. Die tief in die Dieselmanipulation verstrickte Ingolstädter Volkswagen-Tochter teilte mit, dass der Aufsichtsrat (AR) Bram Schot nun zum ordentlichen Vorstandsvorsitzenden mit Wirkung zum 1. Januar 2019 bestellt habe. Der 57 Jahre alte Niederländer übernahm das Amt zunächst übergangsweise, als der langjährige CEO Rupert Stadler im Frühsommer wegen der Betrugsaffäre in Untersuchungshaft kam. Bram soll seine bisherige Aufgabe als Vertriebsvorstand behalten, bis das Kontrollgremium einen Nachfolger ernannt hat. Dieses Ressort führe er vom 1. Januar an “kommissarisch”, wie Audi erklärte.Schots Aufstieg zum offiziellen Audi-Chef ist das Ergebnis eines zähen Ringens zwischen VW-CEO Herbert Diess (60) und den einflussreichen Arbeitnehmervertretern, die sich schlussendlich durchsetzten. Diess, der als VW-Konzernchef zugleich den AR von Audi leitet, setzte mit Schot ursprünglich auf eine Zwischenlösung an der Spitze der Pkw-Premiummarke. Doch sein Plan, seinen früheren Managerkollegen von BMW, den ehemaligen Beschaffungsvorstand Markus Duesmann, als neuen Audi-Vorstandschef zu installieren, scheiterte. BMW-Chefaufseher Norbert Reithofer will den Ingenieur nicht früher gehen lassen. Aufgrund einer Wettbewerbsklausel ist Duesmann bis Herbst 2020 gesperrt. Anfang Oktober trennte sich Audi endgültig von Stadler, der mittlerweile aus der U-Haft entlassen wurde, über eine Vertragsauflösung.Vonseiten der Arbeitnehmervertreter im Audi-AR wuchs der Druck auf Diess sowie die beiden VW-Eigentümerfamilien Porsche und Piëch, die unklare Lage an der Spitze von Audi zu lösen. Nach der Entscheidung zugunsten von Schot erklärte der AR-Vizechef und Gesamtbetriebsratsvorsitzende Peter Mosch, dass die Belegschaft “klare Verhältnisse” an der Unternehmensspitze wolle. In der kritischen Phase hätte Diess aber vermutlich einen Techniker bevorzugt. Nun gibt er dem Betriebswirt Schot eine Chance, sich zu bewähren. “Ausgestattet mit einem starken Mandat wird er die Transformation (. . .) weiter beschleunigen und die Vier Ringe zu neuen Erfolgen führen”, ließ sich der VW-CEO zitieren. Am 29. November endete eine Sitzung des Audi-AR zunächst ohne Ergebnis. Am gestrigen Mittwoch einigten sich beide Seiten via Telefonkonferenz.Schot steht eine Kärrnerarbeit bevor. Audi ist gegenüber BMW wegen der Dieselkrise deutlich zurückgefallen. Mitte Oktober verdonnerte die Justiz Audi wegen der Manipulationen zu einer Geldbuße von 800 Mill. Euro. Die Dieselaffäre und die Inhaftierung von Stadler beschädigten das Image des Unternehmens. Mit einer Fokussierung auf E-Fahrzeuge will Schot Boden gutmachen. Audi holte den VW-Manager im September 2017 an Bord, um Ruhe in den Konzern zu bringen.