PERSONEN

Brandt vor Aufstieg zum RWE-Chefkontrolleur

Von Andreas Heitker, Düsseldorf Börsen-Zeitung, 19.9.2015 Der langjährige Finanzvorstand von SAP, Dr. Werner Brandt, hat beste Chancen, neuer Aufsichtsratsvorsitzender des Energiekonzerns RWE zu werden. Nach einer Sitzung machte sich das aktuelle...

Brandt vor Aufstieg zum RWE-Chefkontrolleur

Von Andreas Heitker, DüsseldorfDer langjährige Finanzvorstand von SAP, Dr. Werner Brandt, hat beste Chancen, neuer Aufsichtsratsvorsitzender des Energiekonzerns RWE zu werden. Nach einer Sitzung machte sich das aktuelle Kontrollgremium öffentlich für den 61-Jährigen stark und empfahl ihn für die Nachfolge von Dr. Manfred Schneider, der sein Amt nach der nächsten Hauptversammlung im April 2016 aufgibt. “Sehr geeigneter Kandidat””Der jetzige Aufsichtsrat ist der klaren Meinung, dass in seiner Mitte ein sehr geeigneter Kandidat in Herrn Dr. Werner Brandt für die Kontinuität im Aufsichtsrat auch in einer möglichen Wahl als zukünftiger Aufsichtsratsvorsitzender vorhanden ist”, stellte das Gremium fest und setzte den Betriebswirt und gelernten Wirtschaftsprüfer eindeutig auf die Pole-Position für das weitere Verfahren. Zugleich erhielt der Chef der RAG-Stiftung, der frühere Bundeswirtschaftsminister Dr. Werner Müller, mit diesem Statement einen deutlichen Korb. Müller gilt schon lange als ein Kandidat der kommunalen Aktionäre, die bei RWE knapp ein Viertel der Anteile halten. Auch im Vorfeld der jetzigen Aufsichtsratssitzung war in der Öffentlichkeit wiederholt über eine mögliche Kandidatur von Müller und damit eine mögliche Kampfabstimmung im AR des Dax-Konzerns spekuliert worden (siehe BZ vom 11. September).Im heute 20-köpfigen Aufsichtsrat des Versorgers, in dem auch vier Vertreter der Kommunen sitzen, zeigte sich jetzt aber eine sehr hohe Einigkeit. Mit dem öffentlichen Plädoyer für Brandt versuchten die Kontrolleure zugleich den anhaltenden Personalspekulationen in den Medien ein Ende zu setzen, die ihrer Ansicht nach dem Unternehmen schaden. “Der Aufsichtsrat missbilligt dies einstimmig”, hieß es.Ganz sicher ist die Wahl des heutigen Unternehmensberaters Brandt, der dem AR erst seit 2013 angehört, allerdings noch nicht. Denn auf der nächsten Hauptversammlung werden gleich drei neue Vertreter der Anteilseignerseite bestimmt. Neben Schneider scheiden auf eigenen Wunsch auch Daimler-Chef Dr. Dieter Zetsche und altersbedingt der frühere ThyssenKrupp-Chef Prof. Dr. Ekkehard Schulz aus. Der Nominierungsausschuss will im Dezember auf der nächsten AR-Sitzung Vorschläge für die Neubesetzungen unterbreiten. Wie die drei Neuen dann zur Wahl von Brandt zum Vorsitzenden stehen, ist natürlich noch nicht eindeutig zu sagen. Die Statik der Wahl könnte sich durch die Neubesetzungen zumindest theoretisch noch einmal verschieben.Kritiker haben Brandt bereits vorgeworfen, im Ruhrgebiet und in der Energiewirtschaft zu wenig verdrahtet zu sein, um RWE in der aktuell schwierigen Situation auch wirklich helfen zu können. Der zweifache Familienvater, der in Bad Homburg wohnt, hat allerdings zwei entscheidende Pluspunkte auf seiner Seite: Zum einen hat er durch seine Arbeit bei SAP durchaus ein technisches Grundverständnis, das RWE bei der anstehenden weiteren Digitalisierung der Prozesse und der Suche nach neuen Geschäftsideen noch sehr hilfreich sein kann. Und zum anderen genießt der im westfälischen Herne geborene Manager auch am Finanzmarkt ein großes Vertrauen. Vertrauen des FinanzmarktesMit einer Amtszeit von 14 Jahren gehörte Brandt bis zu seinem Ausscheiden bei SAP im vergangenen Jahr immerhin zu den dienstältesten Finanzchefs im Dax. Er selbst verstand seine Rolle immer auch als das “betriebswirtschaftliche Gewissen des Unternehmens”.Gestartet hatte Brandt seine Karriere 1981 bei der heutigen PricewaterhouseCoopers, wo er gut ein Jahrzehnt arbeitete. Von dort ging es in die Deutschland-Geschäftsführung des US-Gesundheitskonzerns Baxter und schließlich noch für zwei Jahre zu Fresenius Medical Care. Brandt sitzt heute außerdem noch in den Aufsichtsräten der Lufthansa, von Osram und ProSiebenSat.1 Media und ist AR-Vorsitzender von Qiagen.