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Buch und Zinnöcker - das neue Annington-Duett

Von Ulli Gericke, Berlin Börsen-Zeitung, 2.12.2014 Thomas Zinnöcker darf mit gutem Recht behaupten, an den beiden größten Unternehmensübernahmen hierzulande in der Immobilienwirtschaft maßgeblich beteiligt zu sein. Zugegeben, das erste Mal war...

Buch und Zinnöcker - das neue Annington-Duett

Von Ulli Gericke, BerlinThomas Zinnöcker darf mit gutem Recht behaupten, an den beiden größten Unternehmensübernahmen hierzulande in der Immobilienwirtschaft maßgeblich beteiligt zu sein. Zugegeben, das erste Mal war Zinnöckers Zutun eher indirekt, als der damalige Vorstandschef der Berliner GSW Immobilien im Frühjahr vergangenen Jahres von der Gagfah abgeworben wurde, um dort zum CEO Chief Executive Officer zu avancieren als Nachfolger von Stephen Charlton. Die Lücke, die der 1961 Geborene in Berlin hinterließ, wurde dort durch Bernd Kottmann geschlossen. Allerdings nur für eine kurze Zeit, musste der neue Chef doch ebenso wie Aufsichtsratsvorsitzender Eckart John von Freyend nach einer spektakulären Aktionärsrevolte abtreten. Die daraufhin entstandene Verunsicherung nutzte der lokale Konkurrent Deutsche Wohnen, um die GSW mit einem 4,6 Mrd. Euro schweren Aktientausch zu übernehmen.Auch jetzt bei der beabsichtigten Übernahme der Gagfah durch die Deutsche Annington ist Zinnöcker als Chef der übernommenen Firma nicht der aktive Teil. Gleichwohl ist es nicht zum Wenigsten seinem Handeln zu “danken”, dass die Gagfah überhaupt zum Übernahmeziel heranwuchs. Noch vor zwei Jahren sah es so aus, als müsste das in Luxemburg ansässige Unternehmen den gesamten und erst wenige Jahre zuvor übernommenen Dresdner Wohnungsbestand wieder abgeben, um von seinen überbordenden Schulden wegzukommen. Erst mit Charlton, Zinnöcker und deren Drängen auf eine neue, nachhaltigere Geschäftspolitik ohne übergroße Gewinnentnahmen durch den Großaktionär Fortress kam der Wandel.Während Zinnöcker in der künftigen neuen, großen Annington Vize-Chef werden soll, bleibt Rolf Buch Vorstandschef. Ähnlich wie sein kommender Stellvertreter ist der 49-Jährige erst seit dem Frühjahr 2013 Chef seines Unternehmens. Davor war der verheiratete Vater zweier Kinder Vorstandsmitglied bei Bertelsmann und Vorstandsvorsitzender der Outsourcing-Tochter Arvato, die zu seiner Zeit zum am schnellsten wachsenden Geschäftsbereich von Bertelsmann erwuchs. Buch hatte an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen Maschinenbau und Betriebswirtschaft studiert und arbeitete seit 1991 bei Bertelsmann. Guy Hands, Chairman des Annington-Großaktionärs Terra Firma, attestierte Buch bei dessen Ernennung zum Konzernchef “eine herausragende Bilanz, was die Wertsteigerung für die Kunden und den Aufbau erfolgreicher Geschäfte angeht”. Er sei sich sicher, dass die Deutsche Annington unter seiner Führung ihr erfolgreiches Wachstum fortsetzen werde.Zinnöcker kann dagegen auf eine lange immobilienwirtschaftliche Erfahrung verweisen. Der Diplom-Kaufmann kam nach einigen Jahren bei der AEG und der Deutsche Babcock zur Babcock-Tochter Krantz TKT, die Lüftungs-, Kühl- und Heizsysteme für Immobilien liefert. 2001 wurde er Mitglied der Geschäftsführung der Deutsche Telekom Immobilien und Service. Vier Jahre später holten ihn Goldman Sachs und Cerberus als neuen Chef der GSW nach Berlin, wo die beiden US-Konzerne kurz zuvor die ehemalige “Gemeinnützigen Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft” vom Land erworben hatten. Dort baute er das städtische (Verlust-)Unternehmen so erfolgreich um, dass es im Frühjahr 2011 an die Börse gebracht werden konnte. Zweifellos half dabei die Konzentration der GSW auf Berlin, das in den vergangenen Jahren eine zunehmende Wohnungsknappheit erfährt, die außergewöhnlich hohe Mietsteigerungen ermöglicht. Transparent und aufrichtigMitarbeiter schätzen Zinnöckers Transparenz und Aufrichtigkeit. Nicht wenige, die nach der Übernahme der GSW durch die Deutsche Wohnen im neuen Konzern nicht so recht eine ansprechende Heimat finden konnten, holte der neue Gagfah-Chef zu seinem Unternehmen nach.