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Campari-CEO erkennt Zeichen der Zeit

Von Thesy Kness-Bastaroli, Mailand Börsen-Zeitung, 5.9.2015 Unter seinem wirklichen Namen Robert Kunze-Concewitz kennt ihn niemand. Denn der 58-Jährige, aus einer alten österreichischen Adelsfamilie stammende Campari-Chef ist, bei Freunden,...

Campari-CEO erkennt Zeichen der Zeit

Von Thesy Kness-Bastaroli, MailandUnter seinem wirklichen Namen Robert Kunze-Concewitz kennt ihn niemand. Denn der 58-Jährige, aus einer alten österreichischen Adelsfamilie stammende Campari-Chef ist, bei Freunden, Angestellten, Journalisten und Geschäftspartner allgemein nur unter dem Namen “Bob” bekannt. In diesen Tagen hat Bob einen großen Erfolg für das von ihm geleitete Unternehmen verbucht. Liebling der InvestorenDenn die Beratungsfirma Kepler Cheuvreux hatte am Donnerstag empfohlen, die Aktien zu kaufen und einen Zielkurs von 8 Euro festgesetzt. Nach einem Kurssprung bis zu 4 % am Donnerstag auf 6,90 Euro pro Aktie, gaben Campari am Freitag zwar im Zuge der allgemeinen Börsenschwache bis auf 6,81 Euro nach: Sie schnitten aber besser ab als ihre Rivalen. Die Analysten von Kepler & Chevreux bestätigten auch, dass der Kult-Aperitif-Hersteller aus Mailand zu ihren Favoriten im Food- und Beverage-Segment zähle.Die Frage ist, wie hat es der in Istanbul geborene Marketingexperte fertiggebracht, mit Campari eine Spitzenposition zu erreichen und zum Favoriten der Analysten zu avancieren? Kunze-Concewitz hat 2015 den jahrelang verfolgten Akquisitionskurs gestoppt, seit Jahresbeginn mehrere nicht zum Kerngeschäft zählende Beteiligungen im Wert von insgesamt 29 Mill. Dollar verkauft und die Schulden reduziert. “Wir wollen uns künftig auf das Spirituosen-Business konzentrieren”, erklärte der Manager und schloss weitere Akquisitionen in diesem Bereich nicht aus.Nicht nur damit hat Bob die Zeichen der Zeit erkannt. Seit geraumer Zeit konzentriert er das Unternehmen auf den US-Markt, dessen Alkohol- und insbesondere Wodkaverbrauch laut Nabca (National Alcohol Beverage Control Association) ab den Sommermonaten mit 7 % überdurchschnittlich zunahm. Bei Campari macht Wodka knapp 40 % des US-Geschäfts aus.In der italienischen Topmanager-Szene ist Bob Kunze-Conzewitz eine Ausnahme. Nicht nur wegen seines jovialen Verhaltens. Sondern auch wegen seiner internationalen Erfahrung und seiner Sprachkenntnisse. Er spricht fünf Sprachen fließend (Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Türkisch), hat die Schule in der Türkei, das Abitur in Paris und das Studium in den USA (Hamilton College) und in Großbritannien (MBA an der Manchester Business School) absolviert. Aperitif im BlutMit Aperitif-Getränken ist Bob sozusagen aufgewachsen, da sein Vater die Vertretung von Martini in der Türkei innehatte. Seine Karriere begann Kunze-Concewitz 1990 bei Procter & Gamble, wo er sich aufs internationale Marketing spezialisierte. Er wurde für den Luxussektor verantwortlich und avancierte 2004 zum Marketingdirektor.2005 wechselte er zunächst als Marketingchef zur Davide Campari Spa nach Mailand. Seit 2007 führt er den kontinuierlich wachsenden Getränkekonzern als CEO. Der mit einer Amerikanerin verheiratete Vater von zwei Kindern ist ein passionierter Skifahrer und Segler. Nur eine Schwäche hat Bob: Er will keine Reden halten.