Carlo Bonomi ist neuer Präsident von Confindustria
Von Gerhard Bläske, MailandCarlo Bonomi ist neuer Präsident des italienischen Industriellenverbandes Confindustria. Der 53-jährige Biomedizin-Unternehmer aus Crema in der Lombardei erhielt in einer Online-Abstimmung des Generalrats 123 Stimmen. Seine Rivalin Licia Mattioli, bisher Vizepräsidentin des Industriellenverbandes, die aus Neapel stammt, aber seit vielen Jahren in Piemont lebt, kam auf 60.Bonomi, der auf den Süditaliener Vincenzo Boccia folgt, war von Anfang an Favorit für den Posten. Formal muss er noch von der Generalversammlung bestätigt werden. Deren Termin am 20. Mai dürfte sich wegen der Coronavirus-Pandemie kaum halten lassen und auf Herbst verschoben werden.Mit Bonomi steht nun wieder ein Vertreter der wirtschaftsstarken Lombardei an der Spitze der Confindustria, die etwa 150 000 Unternehmen, darunter auch Staatskonzerne und Banken, mit insgesamt 5,5 Millionen Beschäftigten vertritt. Der neue Präsident war seit 2017 Präsident des lombardischen Arbeitgeberverbandes Assolombarda und sitzt im Verwaltungsrat der Mailänder Universität Bocconi sowie des Generalrats des Aspen-Instituts Italien.Seit jeher herrscht ein Konkurrenzkampf zwischen den Unternehmern des Nordens, die der Regierung in Rom sehr kritisch gegenüberstehen, und denen des Südens. Confindustria wurde 1910 in der Hauptstadt gegründet und hat den Hauptsitz in der Via dell’Astronomia im römischen Stadtteil EUR (Esposizione Universale di Roma), der unter der faschistischen Regierung entstanden ist.Bonomi tritt sein Amt in einer schwierigen Zeit an. “Keine Zeit zum Jubeln”, hat er gleich nach seiner Wahl gesagt und versprochen, schnellstmöglich die Bedingungen zu schaffen, um “mit maximaler Klarheit und Energie die dramatischen Herausforderungen anzugehen, die vor uns liegen”. Er versprach, dass Confindustria gegenüber der politischen Klasse, “die mir sehr verwirrt erscheint und keine Vorstellungen hat, welchen Weg unser Land gehen soll”, klare Positionen vertreten wird und bezichtigte die Regierung in Rom “starker industriefeindlicher Vorurteile”. Das war auch eine Anspielung auf die Zerrissenheit der Regierung, aber auch der Opposition sowie den Streit zwischen Rom und den norditalienischen Regionen.Vor allem die von der rechtsnationalen Lega regierte Lombardei ist auf Konfrontationskurs zur Zentralregierung. Der wegen seines miserablen Krisenmanagements heftig umstrittene lombardische Regierungschef Attilio Fontana, der nach anfänglichem Zögern auf strenge Maßnahmen setzte, ist jetzt überraschend mit dem Wunsch nach einem Ende der restriktiven Maßnahmen vorgeprescht und will den weitgehenden Produktionsstopp schnell lockern, womit er Rom in den Rücken fällt. Angesichts der noch immer dramatisch hohen Todesraten gerade in dieser Region warnen Fachleute aber vor einer zu frühen Öffnung, die jedoch von der Confindustria unterstützt wird.Bonomi ist ein Mann klarer Worte. Er hat sich wiederholt gegen das Vorziehen des Rentenalters und gegen einen gesetzlichen Mindestlohn ausgesprochen. Als eines der Hauptprobleme Italiens sieht er die geringe Produktivität. Bonomi will den Industrieverband öffnen, auch um ihn repräsentativer zu machen und die Spannungen zwischen den Großkonzernen und den Mittelständlern abzubauen. Er will zudem die Position im Dienstleistungssektor verstärken, die Präsenz in Brüssel ausbauen, jüngeren Unternehmern mehr Einfluss verschaffen und fiskalpolitische Fragen sowie den digitalen Wandel in den Mittelpunkt stellen.