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Carlos Ghosn rückt an die Spitze von Mitsubishi

Von Martin Fritz, Tokio Börsen-Zeitung, 20.10.2016 Renault-Nissan-CEO Carlos Ghosn (62) übernimmt auch die Führung von Mitsubishi Motors. Nach der unbestätigten Meldung der Finanzzeitung "Nikkei" sprang die Aktie von Japans sechstgrößtem Autobauer...

Carlos Ghosn rückt an die Spitze von Mitsubishi

Von Martin Fritz, TokioRenault-Nissan-CEO Carlos Ghosn (62) übernimmt auch die Führung von Mitsubishi Motors. Nach der unbestätigten Meldung der Finanzzeitung “Nikkei” sprang die Aktie von Japans sechstgrößtem Autobauer an der Heimatbörse in Tokio um knapp 8 % auf den höchsten Stand seit Juni. Ghosn hat in Japan einen ausgezeichneten Ruf als Sanierer, seitdem er 1999 an die Spitze von Nissan gerufen wurde und den Autobauer vor der Insolvenz rettete. Offenbar trauen die Investoren Ghosn zu, auch Mitsubishi wieder auf Vordermann zu bringen. Falsche VerbrauchsangabenDer kleine Autobauer mit Schwerpunkten auf Geländewagen, Minifahrzeugen und Elektroautos hatte im Frühjahr die Manipulation von Verbrauchswerten bei vier Modellen in Japan gestanden. Danach wurde bekannt, dass das Unternehmen über zwei Jahrzehnte lang den Verbrauch seiner Japan-Modelle nicht vorschriftsgemäß ermittelt hatte. Darauf gab Nissan im Mai ein Kaufangebot in Höhe von 237 Mrd. Yen (2,1 Mrd. Euro) für 34 % von Mitsubishi ab. Dadurch sänke der Anteil der drei Ankeraktionäre der Mitsubishi-Gruppe auf 17 %. Der Einstieg sollte eigentlich bis Ende Oktober vollzogen sein, aber verzögert sich wohl bis zum Jahresende.Im Dezember soll die Hauptversammlung das Amt des Chairman von Osamu Masuko an Carlos Ghosn weitergeben. Masuko, der Mitsubishi seit zehn Jahren führt, wird Präsident bleiben. Außerdem ziehen weitere vier Vertreter von Nissan in den Vorstand von Mitsubishi ein. Zugleich verpflichtet sich Nissan, zehn Jahre lang gegen den Willen von Mitsubishi keine Anteile zu verkaufen. Trotz der hohen Erwartungen der Börse hat die Sanierung von Mitsubishi ihre Tücken. Nach Börsenschluss teilte der Autobauer mit, dass sich der Verlust im laufenden Geschäftsjahr (bis 31.3.17) von 145 Mrd. Yen auf 240 Mrd. Yen (2,1 Mrd. Euro) erhöhen wird. Als Gründe wurden der starke Yen und der schleppende Auslandsabsatz genannt. Erstmals seit zwölf Jahren wird ein Betriebsverlust anfallen.Ghosn hatte auf der Pariser Automesse Anfang Oktober “massive” Pläne für eine Zusammenarbeit zwischen Nissan und Mitsubishi angekündigt, die er nach der Übernahme publik machen will. “Mitsubishi wird der Allianz von Renault und Nissan beitreten”, sagte Ghosn dem Fachblatt “Automotive News”. Es gebe viele Synergien und strategische Verbindungen, so Ghosn. Setzt er seine Pläne durch, würde die neue Gruppe, zu der auch die Marken Dacia, Lada und Samsung Motors gehören, mit einem Jahresabsatz von 9,5 Millionen Fahrzeugen den Abstand zu Toyota, Volkswagen und General Motors deutlich verringern.