Carlos Slim 75
Von Stefan Paravicini, FrankfurtIm Alter muss man auch mal loslassen können. Dass die mexikanische Regierung und Präsident Enrique Peña Nieto per Dekret bestimmt haben, dass auf dem Telekommunikationsmarkt des mittelamerikanischen Staates künftig kein Akteur mehr als 50 % kontrollieren darf, wird Carlos Slim dennoch kaum gelegen kommen. Denn das Telekomimperium América Móvil, mit dem Slim gestützt auf Monopolrenten seinen märchenhaften Reichtum aufbaute, kontrolliert immer noch mehr als 70 % des Mobilfunkmarktes und gleich vier Fünftel des Festnetzgeschäfts in dem Land.Den Grundstein für seine dominierende Stellung auf dem mexikanischen Telekommarkt legte Slim Anfang der neunziger Jahre, als er mit seiner Carso Group die staatliche Telmex erwarb. Jetzt will Slim gut ein Fünftel dieser Assets abgeben, hat bis zu seinem 75. Geburtstag am heutigen Mittwoch aber noch keinen ernsthaften Interessenten gefunden. Der US-Rivale AT & T, der derzeit als zahlungskräftigster Käufer im mexikanischen Markt auftritt, hat gerade bei Nextel Mexico zugeschlagen und zunächst wohl keinen Appetit auf weitere Mexiko-Engagements. Downsizing im AlterDass Slim durchaus Sinn für Downsizing hat, deutete er zuletzt bei einer Konferenz in Paraguay an, wo er längere Arbeitsbiografien mit kürzeren Wochenarbeitsstunden forderte. In Zukunft würden die Menschen bis 70 oder 75 arbeiten, dafür aber nur noch an drei Tagen für bis zu elf Stunden ins Büro kommen, schlug Slim vor. Bei América Móvil gibt es bereits ähnliche Arbeitszeitmodelle, die Arbeitnehmer können über das gesetzliche Rentenalter hinaus arbeiten und erhalten für eine Viertagewoche den vollen Lohn.Wie es Slim selbst mit der Dreitagewoche hält, ist nicht bekannt. Die wachsende Zahl von Auslandsengagements des Milliardärs, der zwischen 2010 und 2013 als reichster Mann der Welt firmierte, mit einem Vermögen von gut 70 Mrd. Dollar derzeit aber wieder hinter Microsoft-Gründer Bill Gates und Investorenlegende Warren Buffett liegt, spricht eher gegen ein Teilzeitmodell. Erst im vergangenen Jahr ist es Slim gelungen, bei Telekom Austria die Kontrolle zu erwerben, nachdem América Móvil zuvor unter anderem bei Telecom Italia und der niederländischen KPN gescheitert war.Ausgeweitet hat Slim zuletzt auch sein Engagement bei der “New York Times”, an der er mittlerweile ein Sechstel hält. Auch an der Handelskette Saks Fifth Avenue ist der verwitwete Vater von sechs Kindern beteiligt. Seiner 1999 verstorbenen Frau Soumaya Domit hat Slim ein Museum in Mexiko-Stadt gewidmet, in dem unter anderem 380 Rodin-Skulpturen aus der Privatsammlung ausgestellt sind.