Bankenchef

CEO Eckert ist Degussa Bank seit 40 Jahren verbunden

Seit 21 Jahren steht Klaus-Jürgen Eckert an der Spitze der Degussa Bank und ist damit einer der dienstältesten Bankenchefs, den die Finanzwirtschaft zu bieten hat. An diesem Donnerstag blickt Eckert auf seinen nahezu doppelt so lang zurückliegenden...

CEO Eckert ist Degussa Bank seit 40 Jahren verbunden

Von Tobias Fischer, Frankfurt

Seit 21 Jahren steht Klaus-Jürgen Eckert an der Spitze der Degussa Bank und ist damit einer der dienstältesten Bankenchefs, den die Finanzwirtschaft zu bieten hat. An diesem Donnerstag blickt Eckert auf seinen nahezu doppelt so lang zurückliegenden Eintritt in die Frankfurter Privatbank zurück.

Das kleine Institut, das 1979 als Ausgründung aus dem Industriekonzern Degussa AG hervorgegangen war und fortan als 100-prozentige Tochtergesellschaft deren Bankgeschäfte führte, hat der 72-Jährige geprägt wie kein anderer. Am 1. April 1981 begann er seine Tätigkeit als Leiter des Rechnungswesens, mit der Jahrtausendwende übernahm er den Chefposten, zuerst als Sprecher der Geschäftsleitung der Degussa Bank GmbH und von Jahresbeginn 2014 an, mit dem Wechsel der Rechtsform in eine AG, als Vorstandsvorsitzender. Dem Führungsgremium gehören aktuell als weitere Mitglieder Michael Horf, Michael Krupp sowie Matthias Weiß an.

Dass sich Eckerts Hingabe zu Schöngeistigem und schnöde betriebswirtschaftliche Logik gut vertragen, zeigt der Wachstumspfad der Bank, den er begleitet und wesentlich mitverantwortet hat. Er habe immer eine Vision davon, wie es weitergehen soll, sagt ein enger beruflicher Mitstreiter über Eckert. Auf dem Golfplatz werde man ihn, anders als so manche seiner Kollegen, nicht antreffen. Er engagiere sich sehr für das House of Labour in Frankfurt, eine DGB-Einrichtung zur akademischen Weiterbildung. Zu­dem begeistere er sich für Philosophie und Literatur. Gesprächspartner müssten sich darauf gefasst machen, sich mal eben in einer tiefschürfenden Unterhaltung – z.B. über Kafka – wiederzufinden. Der zweifache Vater und Großvater eines Enkels sei in den unterschiedlichsten Themen sattelfest und ein „versierter und intellektuell herausfordernder“ Diskutant mit einnehmendem Wesen, versichert sein Mitstreiter.

Unter Eckerts Ägide entwickelte sich die einst stark auf das Firmenkunden- und das Filialgeschäft in großen Industriebetrieben fokussierte Institut zu einer Omnikanal-Bank mit diversifizierterem Geschäftsmodell. Zur Gruppe gehören auch ein Versicherungs-Start-up und eine Gesellschaft, die Programme zur Mitarbeiterbindung anbietet. Allein seit 2005 hat sich die Zahl der Bankkunden von 125000 auf 440000 erhöht und die Bilanzsumme auf 6 Mrd. Euro verdreifacht. Die Zahl der Mitarbeiter stieg von 380 auf in der Spitze gut 750, bewegt sich seit einigen Jahren aber wieder Richtung 600. Die Degussa Bank hat viele Kunden unter den Mitarbeitern von rund 200 Firmen in Deutschland, auf etlichen Werksgeländen ist sie noch mit Filialen vertreten. Was als „Worksite Financial Services“ bezeichnet wird, dürfte ebenso einmalig sein wie die Bezeichnung der Niederlassungen als „Bank-Shops“ und ihrer Mitarbeiter als „Marktverantwortliche“.

Mehr als 20 Jahre Bankchef

Bereits 2020 hatten die Eigner der Degussa Bank, die Familien Olearius und Warburg, das Institut losschlagen wollen. Zwar kam es nicht dazu, doch dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die Eigentümer des Hamburger Bankhauses M.M. Warburg, das wegen Cum-ex-Geschäften stark unter Druck steht, die Frankfurter Bank verkaufen. Es wäre das dritte Mal – die Bank ging 2002 von der Degussa AG an ING-DiBa und 2006 an Olearius/Warburg. Es sieht so aus, als ob Eckert, der am 28. April seinen 73.Geburtstag feiert, der Degussa Bank länger vorstehen wird als Andreas Treichl der österreichischen Erste Group Bank. Er hielt sich zweiundzwanzigeinhalb Jahre an der Spitze.