CFO Carl Mellander verlässt Ericsson
Finanzchef Carl Mellander verlässt Ericsson
hei Frankfurt
Beim schwedischen Telekomausrüster Ericsson hat Finanzchef Carl Mellander überraschend seinen Rückzug für Anfang kommenden Jahres angekündigt. Nachdem die Turnaround-Phase nun “abgeschlossen” wurde, sei man “in gegenseitigem Einverständnis” übereingekommen, dass nun “ein guter Zeitpunkt” für einen Wechsel sei, wird Konzernchef Börje Ekholm in einer Mitteilung des Unternehmens zitiert. Auch wenn er Mellander für seine Verdienste im Führungsteam dankte, deutet einiges darauf hin, dass der Abschied des Managers nicht ganz so einvernehmlich zustande kam. Denn es gibt bisher keinen Nachfolger. Ein Suchprozess sei eingeleitet, heißt es lediglich. Der 59-Jährige selbst kommentierte die Entscheidung mit den Worten: “Wenn es jemals einen guten Zeitpunkt für mich gegeben hat, mich neuen beruflichen Abenteuern zuzuwenden, dann ist es jetzt der richtige Moment, und ich bin gespannt, was die Zukunft bringen wird.”
Mellander war seit mehr als 25 Jahren für den Telekomausrüster tätig und hat dabei einige Höhen und Tiefen miterlebt, nicht zuletzt die existenzielle Krise von 2002, als Ericsson am Abgrund stand und mit einer milliardenschweren Kapitalerhöhung gerettet werden musste. 2016 hatte er auch die Leitung des Finanzressorts in schwierigen Zeiten übernommen. Eine verfehlte M&A-Strategie sowie eine Reihe verlustbringender Großaufträge sorgten bei Ericsson erneut für eine Verluststrecke, die erst 2020 beendet wurde. Während das operative Kerngeschäft mit der Nachfrage nach der neuen 5G-Mobilfunktechnik in den vergangenen drei Jahren wieder in die Erfolgsspur kam, schlug sich das nächste Desaster im Zahlenwerk der Schweden nieder. Ein Korruptionsskandal erschütterte den Konzern, der von milliardenschweren Strafzahlungen begleitet wurde. Der Aktienkurs ist inzwischen gegenüber der Jahresmitte 2021 um rund die Hälfte eingebrochen. Die aufgebrachten Anteilseigner, zu denen der aktivistische Investor Cevian zählt, verweigertem dem Vorstand auf der Hauptversammlung 2022 die Entlastung.