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CFO von Knorr-Bremse hat Daimler noch im Blick

Von Joachim Herr, München Börsen-Zeitung, 14.10.2020 Was sich im Daimler-Konzern tut, beobachtet Frank Weber genau. Zwar ist er mittlerweile seit etwas mehr als 100 Tagen Finanzvorstand von Knorr-Bremse, aber bis zu seinem Wechsel zur Jahresmitte...

CFO von Knorr-Bremse hat Daimler noch im Blick

Von Joachim Herr, MünchenWas sich im Daimler-Konzern tut, beobachtet Frank Weber genau. Zwar ist er mittlerweile seit etwas mehr als 100 Tagen Finanzvorstand von Knorr-Bremse, aber bis zu seinem Wechsel zur Jahresmitte nach München arbeitete er noch an der neuen Strategie des Stuttgarter Konzerns mit, die Vorstandschef Ola Källenius in der vergangenen Woche präsentierte. Von November 2018 an hatte Weber die Unternehmensentwicklung und -strategie von Daimler geleitet. 2019 übernahm der Manager, der 21 Jahre lang für den Autohersteller tätig war, zusätzlich die Führung für die Transformation von Mercedes-Benz.Im Juli wechselte Weber zu Knorr-Bremse, dem auch nach dem Börsengang im Oktober 2018 von Heinz Hermann Thiele dominierten Familienunternehmen. Was ihm während seiner Daimler-Zeit als Mitarbeiter von Finanzvorstand Bodo Uebber verwehrt blieb, ist ihm nun möglich: der direkte Kontakt zu den Akteuren des Kapitalmarkts. Das war einer der Gründe für den 51-jährigen Diplom-Betriebswirt, sich beruflich zu verändern.Weber ist in Stuttgart geboren und in Baden-Württemberg aufgewachsen. Den schwäbischen Tugenden konnte er sich so kaum entziehen. Was manche als knickrig oder gar geizig schmähen, loben andere als verantwortungsvollen Umgang mit Geld getreu der Devise: Nur das ausgeben, was man erwirtschaftet, und für schlechte Zeiten genug zur Seite legen.Weber bezeichnet sich in dieser Hinsicht als konservativ. So sei er schon immer gewesen, und das werde sich auch nicht ändern. Aber ein Erbsenzähler, der immer auf den Kassendeckel drückt und manche Investition verhindert, will er auf keinen Fall sein. “Ich bin Finanzfachmann durch und durch”, sagt er über sich. Dazu gehört auch, Chancen für Wachstum und Innovationen nicht im Weg zu stehen. Spezialist für Controlling Eine zentrale Rolle spielt aus Webers Sicht das Controlling. In seiner frühen Daimler-Karriere beschäftigte er sich etwa zehn Jahre lang mit dieser Aufgabe. Controlling sollte selbstverständlich sein, um stets den Überblick zu behalten, ungünstige Entwicklungen früh zu erkennen und mehr Spielraum für Finanzierungen und somit Wachstum zu schaffen. Doch Weber meint, dass es in vielen Unternehmen daran hapert.Für sich selbst erkennt er einen Nachhol-, besser gesagt Lernbedarf im Geschäft mit Schienenfahrzeugen. Hier geht es um große Projekte, was der Finanzvorstand sehr spannend findet. Reichlich Erfahrung gesammelt hat er in seiner Laufbahn im Nutzfahrzeugsegment, der anderen der zwei Kernsparten von Knorr-Bremse. Während seiner Zeit im Daimler-Konzern war Weber von 2011 bis 2013 Finanzchef von Mitsubishi Fuso Truck & Bus in Tokio sowie von 2013 bis 2016 Chief Financial Officer von Daimler Trucks Asien.Seine Startphase in München geriet turbulenter, als es sich Weber vorgestellt haben konnte. Mitte August trennte sich Knorr-Bremse vom Vorstandsvorsitzenden Bernd Eulitz nach gerade einmal zehn Monaten. Der Nachfolger sollte Ende September feststehen. Nun dauert es doch etwas länger.Weber macht den Eindruck, als habe er sich nach drei Monaten gut ins Unternehmen eingefunden – auch wenn er manchmal noch “wir” sagt, wenn er von Daimler spricht. München ist auch für seine Familie mit zwei Kindern im Schulalter die neue Heimat geworden. Einem raschen Umzug gab der Finanzchef den Vorzug vor dem Pendeln ins Schwäbische.